Kooperation von kollegialen Ansprechpartnern (Peers) in bestimmten Berufsgruppen, die nach belastenden Erlebnissen psychologische Unterstützung leisten. Das Peer Support System entwickelte sich zunächst in den USA und später auch in Europa. Es ist eine Antwort auf die psychologischen Bedürfnisse von Menschen, die berufsbedingt immer wieder psychisch belastenden Erlebnissen ausgesetzt sind. Dabei geht es um die rechtzeitige und gesunde Bewältigung (Coping) solcher Erlebnisse. Durchschnittlich dreiviertel aller Betroffenen sind mit ganz normaler sozialer Unterstützung in der Lage, psychische Belastungen zu bewältigen. Ein solches bewältigendes Milieu setzt sich aus vielen vernetzten Einzelkomponenten der psychosozialer Unterstützung zusammen. Systematisch werden diese Bewältigungsmöglichkeiten im Peer Support System den Kollegen zur Verfügung gestellt und genutzt. Damit ist das Peer Support System vor allem präventiv ausgerichtet (Prävention), da es sich zur Vorbeugung einer späteren posttraumatischen Belastungsstörung als Ergebnis eines Fehlverarbeitungsprozesses eignet.
Im Peer Support System kooperieren organisationsinterne Peers mit vornehmlich externen Notfallpsychologen (Notfallpsychologie). Auf diese Weise wird die Kompetenz einer Organisation bzw. eines Unternehmens, auf psychische Belastungen angemessen zu reagieren und ein förderliches Milieu zu schaffen, erhöht. Professionelle Hilfe wird nur dort in Anspruch genommen, wo dies nötig ist. Deshalb lernen die Peers in Ihrer Ausbildung Frühwarnzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung kennen bzw. kontaktieren bei Fragen ihren Notfallpsychologen vor Ort, der sie in allen notfallpsychologischen Fragen berät, mit ihnen auch Fallbesprechungen und Weiterbildungen durchführt (lernende Organisation). Durch das Peer Support System kann einer unerwünschten Psychiatrisierung einer gesunden Ausgangspersönlichkeit in den meisten Fällen wirksam vorgebeugt werden.
Die Weiterbildung zum kollegialen Ansprechpartner soll berufsbegleitend erfolgen, d.h. es handelt sich um keinen Ausbildungsberuf. Die individuelle Motivation für diese Tätigkeit erwächst sehr oft aus dem Selbst- oder Miterleben von Schadensereignissen im eigenen beruflichen oder privaten Umfeld. Zielgruppen sind nach Eignungskriterien ausgewählte freiwillige Mitarbeiter von Profit- und Non-Profit-Organisationen/Institutionen sowie Entscheidungsträger in diesen Unternehmen und die Problemverantwortlichen. Gerade die letztere Gruppe hat eine ethische und zum Teil dienstrechtlich festgeschriebene Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Die zukünftigen Peers werden von Psychologen speziell für die Aufgabe ausgebildet bzw. trainiert, Erstgespräche mit psychisch traumatisierten Personen zu führen, unmittelbar beratend Hilfe zu leisten und einen möglichen weiteren fachspezifischen Betreuungsbedarf durch Experten (Notfallpsychologen) zu diagnostizieren, dann einen kompetenten Ansprechpartner zu vermitteln und mit ihm in geeigneter Weise zum Nutzen des Betroffenen zu kooperieren.
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