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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Peer-Forschung

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Forschung über die Beziehungen eines Kindes zu seinen Peers, die einzigartige Impulse für seine Entwicklung geben, die durch andere Beziehungen nicht zu ersetzen sind. Unter den verschiedenartigen Peer-Beziehungen wurden vor allem die soziometrisch gemessene Akzeptanz oder Ablehnung eines Kindes durch die Gruppe der Peers und die Freundschaft erforscht. Kinder, die in der Eingangsstufe der Schule von der Peer-Gruppe akzeptiert wurden, verbesserten über das Schuljahr ihr Engagement und ihre Leistungen in der Schule. Kinder und Jugendliche, die von ihren Peers abgelehnt werden, weisen in Querschnittstudien schlechtere Leistungen auf; in sorgfältig kontrollierten Längsschnittstudien ist die Peer-Ablehnung in der Grundschule ein einzigartiger Prädiktor für eine erhöhte Anzahl von Fehltagen und weniger Erfolg in Schule und Beruf als junge Erwachsene. Bei der Untergruppe der aggressiv-abgelehnten Kinder nimmt das externalisierende Verhalten im Lauf der nächsten Jahre zu; manche der aggressiv-abgelehnten Jungen entwickeln im Jugendalter aber auch internalisierende Störungsbilder. Kinder, die in der Eingangsstufe der Schule von den Peers viktimisiert wurden, reagierten übers Schuljahr mit einer Zunahme von Angst, Einsamkeit und Rückzug, die auch anhielt, wenn das akute Bullying aufgehört hatte. Bei submissiv-abgelehnten Schulkindern verstärken sich Einsamkeit und Depression, wenn sie ihre Ausgrenzung aus der Peer-Gruppe deutlich wahrnehmen. Kontakt zu delinquenten Peers erhöht das Risiko von Gesetzesübertretungen bei Jugendlichen, vor allem bei denjenigen, die eigene Tendenzen in diese Richtung haben. Zeitpunkt des ersten Gebrauchs und Niveau des habituellen Konsums von Drogen wie Zigaretten, Alkohol oder Haschisch werden ebenfalls von der Peer-Gruppe und den Freundschaften eines Jugendlichen beeinflußt. Insgesamt scheinen befriedigende enge Freundschaften so wichtig für die Identitätsentwicklung von Jugendlichen zu sein, daß sie nicht nur kurzfristig vor den in diesem Alter sonst weit verbreiteten depressiven Verstimmungen schützen, sondern noch bis ins junge Erwachsenenalter zu einer positiven Selbstbewertung beitragen.

Literatur

Salisch, M. von (1999). Zum Einfluß von Gleichaltrigen (Peers) und Freunden auf die Persönlichkeitsentwicklung. In M. Amelang (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie, Differentielle Psychologie, Band 4: Determinanten individueller Differenzen. Göttingen: Hogrefe.


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