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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Rollendifferenzierung

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

Zuweisung oder Übernahme unterschiedlicher Rollen durch einzelne Mitglieder in einer Gruppe. Erwartungen an eine Rolle sind üblicherweise unscharf formuliert, so daß verschiedene Personen die gleiche Rolle in unterschiedlicher Weise ausfüllen können. Jede Rolle beinhaltet eine bestimmte Funktion für die Gruppe. Bei der Zusammenarbeit in Gruppen ist Rollendifferenzierung also unvermeidlich, da eine Person selten mehrere Funktionen gleichzeitig ausfüllen kann. Die erste Stufe der Rollendifferenzierung besteht in der Übernahme der Führung in einer Gruppe. Zwangsläufig entsteht dadurch die komplementäre Rolle des oder der Geführten. Als zweite Stufe der Rollendifferenzierung werden die aufgabenbezogenen und die sozio-emotionalen Rollen betrachtet. Aufgabenrollen haben die Funktion, die Gruppe zur Arbeit an der Aufgabe anzuhalten, die Ziele der Gruppe im Auge zu behalten, die Aktivitäten der Mitglieder zu organisieren und zu koordinieren, Informationen zu liefern sowie Orientierung zu geben. Beispiele hierfür sind Initiator/in, Koordinator/in oder Kritiker/in. Sozio-emotionale Rollen haben die Funktion, das Beziehungsgefüge einer Gruppe zu pflegen, indem emotionale Unterstützung gegeben wird, Konflikte vermittelt werden, der Gruppenprozeß überwacht und an die Gruppe zurückgemeldet wird. Beispiele hierfür sind Ermutiger/in, Harmonisierer/in, Beobachter/in. Konflikte können entstehen, wenn die Rollenambiguität zu widersprüchlichen Erwartungen an den/die Rolleninhaber/in führt, die Bereitschaft, bestimmte Rollen zu übernehmen, fehlt, oder verschiedene Personen um eine Rolle konkurrieren.

Literatur

Forsyth, D. R. (1999). Group dynamics (3. Ed.). Pacific Grove, CA: Brooks/Cole.


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