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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Schlüsselreiz

Autor
Autor:
Anneliese Widmann-Kramer

Meist auffälliger, festgelegter Reiz, der einen AAM (angeborenen auslösenden Mechanismus) in Gang setzt .Der Begriff wird in der vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie) an Tieren verwendet, in der man Schlüsselreize mit Hilfe von künstlich nachgemachten Reizsendern (Attrappen) ermittelt. So greift ein Stichlingsmännchen nur diejenigen Stichlinge an, die einen roten Bauch aufweisen. Die naturgetreue Attrappe eines Stichlings ohne roten Bauch läßt es ungeschoren, während es eine unförmige, gänzlich unähnliche Attrappe mit rotem Bauch wütend attackiert. Man kann daraus schließen, daß für das Angriffsverhalten eines Stichlings der rote Bauch eines Fisches vergleichbarer Größe als Schlüsselreiz wirksam ist. Bei Menschen gibt es Schlüsselreize im strengeren Sinn nicht, doch lassen sich ohne vorhergehendes Lernen auftretende, emotionale Reaktionen, etwa auf das Weinen eines Kindes oder auf kindliche Körperformen mit den AAM von Tieren vergleichen. Der Unterschied liegt darin, daß bei Tieren ausschließlich Verhaltensweisen in der Forschung herangezogen werden können, während beim Menschen Verhalten und Erleben beurteilt werden.

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