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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Selbstsicherheitstraining

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

ein verhaltenstherapeutisches Interventionsprogramm, das die soziale Kompetenz verbessern möchte. Der Begriff “soziale Kompetenz” umfaßt eine Vielzahl von Fertigkeiten, die man benötigt, um mit einem Interaktionspartner in Kontakt zu treten, diesen Kontakt aufrechtzuerhalten und zu beenden. Selbstsicherheit (engl. assertiveness) bedeutet dabei, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und angemessen auszudrücken.

Die meisten Personen, die an einem Selbstsicherheitstraining teilnehmen, weisen soziale Ängste (soziale Phobien, soziale Unsicherheiten) auf; sie vermeiden deshalb den Kontakt mit anderen. In der Regel erfolgen Selbstsicherheitstrainings in therapeutischen Gruppen, wobei die Teilnehmer lernen, a) eigene Ansprüche zu formulieren, b) sich frei zu äußern und c) die Fertigkeit erwerben sollen, sich mit angemessenen Mitteln durchzusetzen. In der Regel ist es dafür nötig, blockierende Emotionen (Hemmung, soziale Angst) zu überwinden. So betrachtet handelt es sich bei Selbstsicherheitstrainings um “soziale Ermutigungsprogramme”, bei denen die Teilnehmer durch Rollenspiele neues Verhalten einüben, das sie unmittelbar im Alltag umsetzen können. Um das eingeübte Verhalten aufrechtzuerhalten, lernen die Teilnehmer Selbstkontrollstrategien; solche Strategien können sich auf den Einsatz von Selbstinstruktionen der Form “Jetzt gehe ich auf Herrn X zu und frage, ob er mir bei meiner Autopanne helfen kann!” beziehen.

Wesentlich bei der Gestaltung (dem Aufbau) eines Selbstsicherheitstrainings ist, daß schrittweise schwieriger werdende Situationen angegangen werden, das heißt, man beginnt mit einer sozialen Anforderung, die wenig ängstigt, und geht zur nächst schwierigeren über. Übt der Teilnehmer das in der Therapiegruppe Erlernte im Alltag, dann wird er schrittweise erfahren, daß er sich immer mehr zutrauen kann. Er entwickelt Selbstsicherheit und die Überzeugung, auch schwierige Situationen bewältigen zu können. Es stellt sich allmählich soziale Kompetenz (Handlungskompetenz) ein. Besonders schwierige Situationen bestehen in der Regel darin, “Nein zu sagen” und “sich von anderen abzugrenzen”.

Literatur

Petermann, F. & Petermann, U. (1996). Training mit Jugendlichen (5. Auflage). Weinheim: Psychologie Verlags Union.


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