überwiegend seelisch bedingte Fruchtbarkeitsstörung, die dann vorliegt, wenn ein Paar trotz Kinderwunsches und Aufklärung durch den Arzt weiter fertilitätsschädigendes Verhalten praktiziert (z. B. Eßstörung, Hochleistungssport, Genußmittel- und Medikamentenmißbrauch, extremer beruflicher Streß) bzw. die Konzeptionschancen nicht nutzt (kein Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen bzw. als Folge einer nicht organisch bedingten sexuellen Funktionsstörung) (Sexualität). Psychische Faktoren liegen auch dann vor, wenn ein Paar mit Kinderwunsch eine medizinisch indizierte Infertilitätstherapie bewußt bejaht, aber nicht beginnt. Eine eindeutig organisch bedingte Sterilität schließt jedoch psychologische Einflußfaktoren nicht aus. Über die Prävalenz psychogener Sterilität gibt es keine verläßlichen Angaben. Es ist aber davon auszugehen, daß die Prävalenz der psychogenen Sterilität meist deutlich überschätzt wird. Psychodynamische Theorien von psychogener Sterilität als Ausdruck unbewußter intra- oder interpersonaler Abwehr sind bislang empirisch nicht bestätigt. Therapie der Wahl bei psychogener Sterilität ist die psychologische (Paar-)Beratung und ggf. eine Einzel- oder Paartherapie. Unabhängig von der Sterilitätsursache bedürfen ca. 15-20% aller Paare mit unerfülltem Kinderwunsch einer eingehenderen psychologischen Beratung.
Literatur
Strauß, B., Bettge, S., Bindt, C. et al. (2000). Psychosomatik in der Reproduktionsmedizin. Leitlinien. Reproduktionsmedizin, 5, S. 326-331.
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