Balint, Michael, 1896-1970, Arzt und Psychoanalytiker der ungarischen Schule, der auch Ferenczi und später Bowlby angehörten. Er wirkte mit seiner Frau in Berlin, war von 1933-1938 Direktor des Psychoanalytischen Instituts in Budapest und wurde von NSDAP-Truppen zur Emigration nach London gezwungen. Balint vertrat das Konzept der "Droge Arzt", demzufolge es nicht nur auf das Medikament an sich ankomme, sondern darauf, wie der Mediziner es verschreibe. Die Bedeutsamkeit der emotionalen Atmosphäre zwischen Arzt und Patient (Arzt-Patient-Beziehung) wird auch daran deutlich, daß der Patient in den Entscheidungsprozeß eingebunden ist, das Krankheitsverständnis mitbestimmt und im Rahmen der Selbsthilfe ein Teil der "Droge Arzt" wird. Balint-Gruppen dienten in ihrer ursprünglichen Form mit analytisch geprägten Fallbesprechungen Ärzten zur regelmäßigen Reflexion und Optimierung der Arzt-Patienten-Beziehung, wobei insbesondere ihre affektiven Komponenten im Vordergrund standen, um persönliche Differenzen zu vermeiden. Inzwischen existieren diese Supervisionsgruppen auch bei zahlreichen anderen, vor allem sozialen Berufen. Die Popularität von M. Balint basiert beruht zudem auf Studien zur Psychologie der Mutter-Kind-Beziehung (Bindung, Bindungsforschung) und der frühesten Objektbeziehungen. Außerdem entwickelte er mit Mitarbeitern die Fokaltherapie.
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