das Schuldbekenntnis, entweder vor einem vertrauenswürdigen Zuhörer oder auch öffentlich vor einer Gruppe. Die Beichte befreit von der Last der Selbstvorwürfe und verhilft dazu, sogar die schlechten Gedanken auszudrücken und die schlimmen Wünsche abzureagieren. So ist sie in gewisser Weise ein Stück Psychotherapie. Die katholische Kirche geht weiter, indem sie dem Beichtvater als Priester und damit als Vermittler zu Gott die Macht zuschreibt, nach der Beichte und der zu geordneten Buße von der Schuld loszusprechen. Man hat die Aussprache selbst der intimsten Geheimnisse vor dem psychoanalytischen Arzt mit der katholischen Beichte verglichen. Aber der Psychotherapeut kann dem Patienten nur dazu verhelfen, das Maß der Schuld richtig einzuschätzen, sich von dem Vorwurf wegen alter Verfehlungen zu befreien und einen neuen, besseren Weg einzuschlagen; eine »Absolution« kann der Arzt nicht erteilen. Zugleich muß und will er mehr erfahren als der Priester im Beichtstuhl. Der Patient soll ihm nicht nur sagen, was er weiß, sondern ihm auch irgendwie mitteilen, was in seinem Unbewußten vorgeht. Formen der Beichte helfen in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen, die Vereinzelung zu überwinden und das Verständnis füreinander zu erneuern.
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