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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Bewegungsprogramm

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Bewegungsprogramm, unscharf bzw. unterschiedlich definiertes Konzept, mit dem die autonomen Leistungen des Zentralnervensystems bei der Bewegungssteuerung, die nicht auf Rückmeldungen aus der Körperperipherie angewiesen sind, beschrieben werden. An der Existenz solcher autonomer Leistungen gibt es keinen Zweifel; beispielsweise sind Bewegungen auch dann noch möglich - und oft in ihrer Genauigkeit nur wenig beeinträchtigt -, wenn alle sensorische Information aus der Körperperipherie fehlt. Bewegungsprogramme werden heute in aller Regel als generalisierte Programme gedacht, die eine Klasse von Bewegungen (z.B. Zielbewegungen) steuern können. Für eine einzelne Bewegung (z.B. eine Zielbewegung mit bestimmter Weite und Dauer) müssen die Parameter des Programms entsprechend gesetzt werden. Die wohl bekannteste Variante eines Bewegungsprogramm-Modells geht von einer gespeicherten prototypischen Kraft-Zeit-Kurve für eine bestimmte Bewegungsklasse aus, die sowohl in der Zeit wie auch in der Amplitude skaliert und zur Steuerung verschiedener Gliedmaßen verwendet werden kann. Das Ergebnis sind Bewegungen mit einer invarianten relativen Zeitgebung, die in der Zeit (und natürlich auch in der Amplitude) proportional gedehnt und gestaucht sind. Obwohl die Invarianz der relativen Zeitgebung näherungsweise bei einigen Bewegungsmustern zu beobachten ist, kann ein solches Bewegungsprogramm-Modell doch keine allgemeine Gültigkeit beanspruchen. Andere Modelle der autonomen Leistungen des Zentralnervensystems werden oft nicht als Bewegungsprogramm-Modelle bezeichnet, obwohl sie es im Prinzip sind. Statt einer gespeicherten prototypischen Kurve wird in solchen Modellen beispielsweise eine Struktur oder eine Differentialgleichung postuliert, die eine entsprechende Kurve erzeugt. Die Ausgangsgröße eines Bewegungsprogramms muß nicht notwendigerweise eine Kraft-Zeit-Kurve sein, sondern es kann sich auch um eine Weg-Zeit-Kurve handeln, aus der erst in einem zweiten Schritt die erforderlichen Kräfte bestimmt werden. Schließlich gibt es auch Bewegungsprogramm-Konzepte, die gar nicht die kontinuierlichen Bewegungsverläufe betreffen, sondern - gewissermaßen auf einer übergeordneten Ebene - Folgen von Teilbewegungen (Psychomotorik).

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