A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Entwicklungsaufgaben

Autor
Autor:
Werner Eberlein

ein von Havighurst im Jahre 1953 entwickeltes Konzept, das von Soll-Zuständen einer aktiven Entwicklung des Jugendlichen in seine Umwelt ausgeht (Jugendpsychologie). Es sind Bewältigungsziele, nicht Bewältigungsformen (Coping). Den theoretischen Prämissen, wonach Entwicklungsaufgaben biologische, kulturelle, gesellschaftliche und individuelle Ursprünge haben, ist zwar Plausibilität nicht abzusprechen, ihrem erfolgreichen Gelingen bzw. Mißlingen eine folgenschwere Determination für den weiteren Lebenslauf und dessen Gesundheitspsychologie zu attribuieren, hieße aber, selbstverschuldetem Scheitern die Revidierbarkeit - ein genuines Merkmal der Entwicklungsplastizität der Adoleszenz - abzusprechen. Die Systematik für die Entwicklungszeit vom 13. bis zum 18.Lebensjahr trifft zwar die hier mit Adoleszenz bezeichnete Periode, einzelne Entwicklungsaufgaben sind allerdings phasentypisch auch in andere Entwicklungsabschnitte translozierbar.

Die Entwicklungsaufgaben der Entwicklungsspanne vom 18. bis zum vollendeten 20. Lebensjahr sind nicht mehr so zukunftsgerichtet, wie die der frühen Adoleszenz. Ihr präsentischer Charakter hat Themen der Bewältigung im "hic et nunc", wie Wahl des Lebenspartners und Lebensorganisation mit ihm, Gründung einer Familie und Erziehung der Kinder, Managment des Haushalts, Beruf, Verantwortlichkeit in der Gemeinde und "Finden einer kongenialen Gruppe". Das Definitive dieser Aufgabenformulierungen zeigt ihre epochale Eingebundenheit (1953) und ihre geographische Herkunft (USA). Ihre Neuformulierung angesichts wandelnder Geschlchterbeziehungen, unverbindlicherer beruflicher Planbarkeiten, ständiger Verringerung der subjektiven Zukunftssicherheit und des individuellen Erwartungshorizontes (Jugendarbeitslosigkeit) ist Aufgabe jeder Epoche. Das zentrale Thema der späten Adoleszenz ist der Status-Zugewinn als Erwachsener, dessen Rollen, Aufgaben und Verpflichtungen zunehmen und graduell anwachsend akzeptiert oder auch partiell abgelehnt werden können (Wehrdienst, Zivildienst, Heirat, Wahlmündigkeit, Abschluß der Lehre oder des Gymnasiums, Studienfach- und Studienortwahl, Geselle).

Literatur

Schmitz, E. & Stiksrud, A. (1994). Erziehung, Entfaltung und Entwicklung. (2. Aufl.). Heidelberg: Asanger.

Stiksrud, A. (1994). Jugend im Generationen-Kontext. Sozial- und entwicklungspsychologische Perspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

Nächster Fachbegriff im Lexikon:

Psychology48.com

Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.

Psychologielexikon
Psychologie studieren

Modernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.