Bezeichnung für Computerprogramme, in denen das Fakten- und Regelwissen qualifizierter Experten nachvollzogen wird. Sie haben verschiedene Funktionen (Komponenten):
-Wissens-Datenbank, in der die notwendigen Fakten und die Regeln ("Problemlösungsheuristiken") enthalten sind und die im allgemeinen eine Funktion zum Erwerb neuen Wissens enthält;
- Inferenzmaschine zur Ableitung von Schlußfolgerungen, Entscheidungen, Empfehlungen, Bewertungen usw. auf der Basis von Deduktion, Induktion und Reduktion;
- Erklärungskomponente zur Rückmeldung über Stand der Problemlösung, Lösungsweg und möglicherweise fehlende Informationen;
- Benutzerschnittstelle zum Dialog mit dem Nutzer aber auch dem Experten.
In der Psychologie lassen sich Expertensysteme insbesondere in der Eignungsdiagnostik (Berufseignungsdiagnostik) einsetzen. Eignungsdiagnostische Expertensysteme unterstützen sowohl deterministische als auch probabilistische Entscheidungsstrategien. Ihr Einsatz setzt voraus, daß die eignungsdiagnostische Entscheidung durch eine zuverlässige Einschätzung der Anforderungscharakteristika begründet und durch systematische Kriteriumsanalysen gestützt wird. Die Begründung von Verwendungsentscheidungen in einem objektiven, algorithmierten Expertensystem kommt der Maxime der Chancengleichheit und Gleichbehandlung besser nach als eine intuitive und notwendigerweise subjektive Entscheidungsfindung durch einen einzelnen Psychologen. Im Psychologischen Dienst der Bundeswehr (Wehrpsychologie) werden seit 1997 eignungsdiagnostische Plazierungsentscheidungen durch ein psychologisches Expertensystem erfolgreich unterstützt; weitere Einsatzfelder sind geplant.
Literatur
Ueckert, H. (1995). Expertensysteme. In W. Sarges (Hrsg.), Managementdiagnostik. Göttingen: Hogrefe.
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