die Betrachtung der Freizeit unter Lebensstilaspekten als eine der neueren Entwicklungen in der Freizeitwissenschaft seit den 80er Jahren. Dabei müssen zwei wesentliche Blickrichtungen unterschieden werden: erstens die Betrachtung des Lebensstils als Determinante der Freizeit, zweitens die Betrachtung der Freizeit als Teil des Lebensstils. Für diese zweite Blickrichtung hat sich der Begriff Freizeitstil herausgebildet. Lebensstil kann zusammenfassend als thematisch strukturiertes Motivations-, Einstellungs-, Verhaltens- und Erlebensmuster zur Befriedigung von Bedürfnissen, zur Erfüllung von Aufgaben und zur Annäherung an oder Erreichung von Zielen verstanden werden. Freizeitstil bezieht sich auf die freizeitorientierten Variablen innerhalb eines Lebensstils, so daß Freizeitstil die Art und Weise ist, wie diese Variablen für ein Individuum oder eine soziale Gruppe in Motivationen, Einstellungen, Verhaltens- und Erlebensweisen zum Tragen kommen.
Methodisch sind Lebens- und Freizeitstile schwierig zu operationalisieren, da letztlich alle personen-, umwelt- und gesellschaftsbezogenen Variablen in die Analyse einbezogen werden müssen. Von daher finden sich in der Freizeitwissenschaft und insbesondere in der Freizeitpsychologie zwei bevorzugte Vorgehensweisen: einmal die Entwicklung von auf den engeren Gegenstand bezogenen sog. "pragmatischen Freizeitstilmodellen" und zum Anderen die Entwicklung von sog. Freizeittypologien.
Pragmatische Lebensstilmodelle engen die Gesamtheit der möglichen Freizeitstilvariablen auf die Analyse von Kernbereichen ein, so z.B. Zeitstrukturen, räumliche Dispositionen, soziale Netze und/oder Konsummuster, die dann im Hinblick auf Motivationen, Einstellungen, Verhaltens- und Erlebensweisen einzeln oder miteinander verknüpft analysiert werden. Der Ganzheitlichkeit des Freizeitstilbegriffs mit einem vom Anspruch her umfassenden multidimensionalen Ansatz wird so ein auf "zentrale" Aspekte reduziertes Operationalisierungsgebäude gegenübergestellt. Freizeittypologien versuchen insbesondere im Rahmen der Persönlichkeitspsychologie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale syndromartig und gesetzmäßig zusammenzustellen, mit Freizeitvariablen zu verknüpfen und so auf der Basis faktorenanalytischer Verfahren Freizeittypen zu erzeugen.
Literatur
Tokarski, W. (1993). Lebensstile - ein brauchbarer Ansatz für die Analyse des Altersstrukturwandels? In G. Naegele & H. P. Tews (Hrsg.), Lebenslagen im Strukturwandel des Alters. Opladen.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.