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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Mathematische Psychologie

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

Sammelbegriff für alle Bemühungen, psychische Vorgänge mit mathematischen Modellen zu beschreiben. Zugrunde liegt die wissensschaftstheoretische Vorstellung, es sei das Anliegen einer empirisch arbeitenden Wissenschaft, empirisch faßbare Sachverhalte durch symbolische Systeme zu repräsentieren, in diesem Fall mit Hilfe der Mathematik. Aus einem mathematischen Modell können deduktiv Aussagen (Hypothesen) gewonnen werden, die einer Überprüfung durch die Empirie mit statistischen Methoden (Statistik) standhalten müssen. Neben wahrscheinlichkeitstheoretischen Modellen, die zur Parameterschätzung in der Statistik eingesetzt werden (z.B. zur Schätzung von Reaktionszeiten bei Wahlmöglichkeiten), gibt es noch weitere Anwendungen: So werden seit langem Lernmodelle mathematisch dargestellt (mathematische Lerntheorien). Meßtheorien befassen sich mit der theoretischen Fundierung der Messung: Unter welchen Bedingungen kann ein Ereignis durch Zahlen angemessen repräsentiert werden, so daß sinnvolle Aussagen möglich sind? Auf welchem Skalenniveau können diese Ereignisse repräsentiert werden (Skalierung)? Ein weites Anwendungsfeld ist die Entscheidungstheorie (Entscheidung). Ausgehend von ökonomischen Modellen der Nutzenmaximierung oder Risikominimierung erstellt sie normative und deskriptive Modelle des Verhaltens in Entscheidungssituationen. Spieltheoretische Konzepte (Spieltheorie) basieren auf entscheidungstheoretischen Grundlagen und modellieren z.B. Kooperations- und Konfliktverhalten in genau definierten Situationen (Kooperation, Allmende-Klemme). Fruchtbar erweist sich auch der Ansatz der Informationstheorie, mit dem der Neuigkeitswert von Nachrichten gemessen wird. Weitere Einsatzgebiete sind die Psychophysik und die Signal-Entdeckungs-Theorie.

Literatur

Wendt, D. (1988). Mathematische Psychologie. In R. Asanger & G. Wenninger (Hrsg.), Handwörterbuch der Psychologie. München-Weinheim: Psychologie Verlags Union.


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