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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Mediation

Autor
Autor:
Sonja Margarethe Amstetter

freiwilliger, nichtförmlicher und kooperationsorientierter Verhandlungsprozeß zur Entwicklung sachgerechter, gemeinsam getragener Problemlösungen. Es unterscheidet sich von anderen Modellen wie den staatlich geregelten Partizipations- und Gerichtsverfahren durch die Einbeziehung eines neutralen Konfliktmittlers ("Mediators"). Der Mediator hilft den Streitenden, einvernehmliche Lösungen zu finden, bei der alle am Konflikt Beteiligten gewinnen (sog. “win-win-Situation”). Dies ist möglich, indem Handlungsspielräume wechselseitig ausgelotet und die Interessen hinter den Konfliktpositionen bearbeitet werden. In den USA ist “mediation” als Ausdruck für jegliche Art von Vermittlung und Streitschlichtung im täglichen Sprachgebrauch präsent. Mediation als Verhandlungsmethode wird in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Bei Familien- und Scheidungskonflikten, Konflikten in der Schule (“peer mediation”), in der Wirtschaftswelt (z.B. bei Mobbing am Arbeitsplatz), im Täter-Opfer-Ausgleich sowie im politischen und im Umweltbereich.

Mediatoren werden üblicherweise hinzugezogen, wenn ein Konflikt in einer Sackgasse steckt und die Konfliktparteien alleine nicht weiterkommen. Für das Gelingen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

– Es bestehen Handlungsspielräume. Als nicht verhandelbar gelten grundsätzliche Wertorientierungen (z.B. Befürwortung oder Ablehnung der Kernenergie in der Umweltmediation) und bloße Ja/Nein-Entscheidungen.

– Alle vom Konflikt Betroffenen werden beteiligt.

– Alle Parteien nehmen freiwillig teil und sind an der Konsensfindung interessiert.

An den Mediator werden hohe Anforderungen gestellt: Er muß neutral sein, d.h. er darf kein eigenes Interesse am sachlichen Ausgang des Konflikts haben (Mediatorentraining). Gleichwohl ist er dafür verantwortlich, daß eine tragfähige und konsensuale Lösung erreicht wird. Durch eine gute Strukturierung des Verfahrens, durch den Einsatz passender Verhandlungstechniken (z.B. Zuhören, aktives; Paraphrasieren) und seine empathische Grundhaltung hilft er den Konfliktparteien, sich über ihre Interessen klar zu werden und geeignete Lösungen zu finden. Im Gegensatz zum Schlichter macht er jedoch keine eigenen inhaltlichen Lösungsvorschläge.


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