ist die nicht-zufällige, gewaltsame psychische und/oder physische Beeinträchtigung oder Vernachlässigung von Kindern, die diese schädigen, verletzen, in der Entwicklung hemmen oder zu Tode bringen. Darunter fallen also körperliche und seelische Mißhandlungen und sexueller Mißbrauch (Gewalt). Fast 70 Prozent der retrospektiv befragten Jugendlichen berichten von körperlicher Züchtigung durch ihre Eltern, ca. 20 Prozent aller Erwachsenen in der Bundesrepublik Deutschland waren in ihrer Kindheit schweren oder häufigeren Gewaltanwendungen ausgesetzt. Etwa 87.000 Kinder unter zwölf Jahren leben z.Zt. in Familien mit gravierenden Problemen, jedes 125. Kind lebt in einer Situation, die durch schwerwiegende elterliche Ablehnung, Vernachlässigung, sexuelle oder körperliche Gewalt bestimmt ist. Die am meisten gefährdete Altersgruppe sind zwei bis dreijährige Kinder. Die betroffenen Kinder reagieren akut mit einem posttraumatischen Streßsymptom, das sich mit gestörtem Erinnerungsvermögen, Angstzuständen und abgestumpften Gefühlsreaktionen bei gleichzeitig erhöhter Wachsamkeit äußert (Trauma). Bei Kleinkindern können Symptome wie Schlafstörungen und sekundäre Enuresis auftreten, bei älteren Lernstörungen, Kontaktschwierigkeiten, psychosomatische Unruhe und geistig-seelische Retardierungen. Gelegentlich treten aber auch paradoxe Reaktionen auf, wie z.B. eine besondere Leistungsorientierung im sportlichen oder schulischen Bereich. Spätfolgen sind häufig Alkoholismus, Drogenkonsum, selbstzerstörerische bzw. autoaggressive Handlungen (Automutilation).
Literatur
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (1998). Zehnter Kinder- und Jugendbericht.
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