A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Prüderie

Autor
Autor:
Werner Eberlein

übertriebene Schamhaftigkeit, vor allem die schroffe Abwehr alles Sexuellen. Sie ist das Ergebnis einer Erziehung, die im Namen einer rigorosen Moral jeden Ausdruck der Triebeunterdrücken will, aber auf die Unüberwindbarkeit eben dieser Triebe stößt. Daraus entsteht eine Unsicherheit, die mit sturem Gehorsam gegenüber allen Tabus verdeckt werden soll. Durch ihre Übertriebenheit entlarvt sich die Prüderie als Reaktion auf die eigene Triebhaftigkeit. Im Extrem erstreckt sich die Prüderie auf alles, was auch nur entfernt an die Sexualität erinnert. In dem Umfang der Abwehr zeigt sich wie auf einem Negativbild die Reichweite der sexuellen Strebungen. Der Prüde spürt unbewußt, wie verführbar er ist; deshalb möchte er, daß auch alle anderen sich an die Verbote halten, denen er sich unterworfen hat. Er wird zum Sittenschnüffler und Sittenrichter, am Ende gar zum Verfolger jeglicher Freiheit.

Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

Nächster Fachbegriff im Lexikon:

Psychology48.com

Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.

Psychologielexikon
Psychologie studieren

Modernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.