A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Reaktionsverhinderung

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

wichtigste Gruppe von Therapiemaßnahmen in der Behandlung von Ängsten und Zwängen (Konfrontations- und Bewältigungsverfahren, Zwangsstörungen). Dabei stellt der Begriff Konfrontation quasi den Oberbegriff über verschiedene Verfahren dar (Systematische Desensibilisierung, Flooding, Exposition). Das therapeutische Verfahren der Konfrontation und Reaktionsverhinderung findet seine Grundlagen in experimentellen Studien zur Ausformung und Löschung von Vermeidungsverhalten bei Tieren. In diesen zeigt sich, daß nach der Ausformung von aktivem oder passivem Vermeidungsverhalten auf einen noxischen Stimulus (unkonditionierter Stimulus UCS) hin der konditionierte Stimulus (CS) sehr rasch diskriminative Funktion für stabile Vermeidung bekommt. Dieses Vermeidungsverhalten ist extrem löschungsresistent. Das heißt, das Verlassen einer bestimmten Situation hielt an, obwohl die Situation in der Realität seit vielen Versuchsdurchgänge nicht mehr gefährlich war. Nach dem einmal ausgeformten Vermeidungsverhalten wurde keine Realitätstestung mehr durchgeführt. Zur Erklärung der Stabilität des Vermeidungsverhaltens wird unter anderem das Zwei-Faktoren-Modell von Mowrer herangezogen.

Die Verfahren der Konfrontation und Reaktionsverhinderung bestehen in einer Auseinandersetzung des Klienten mit bisher vermiedenen Situationen. Die Konfrontation mit einem Item löst beim Patienten sofort die Angstreaktion auf drei Ebenen aus. In der Erwartung des Klienten spielt eine (oft nicht einmal verbal formulierte) ”Katastrophe” eine entscheidende Rolle für die entsprechende Handlungsregulation. Nach dem Überschreiten einer subjektiven Toleranzschwelle setzt der Klient das übliche Vermeidungsverhalten ein. Dies hat zur Folge, daß seine Angst sofort abnimmt. In der Terminologie der Verhaltenstherapie wird das Vermeidungsverhalten somit negativ verstärkt (Verstärkung). Für das Gelingen einer Behandlung ist also ein Verbleiben in der Situation unabdingbar. Eine wichtige Variable stellt die Dauer der Exposition dar. Diese darf nicht zu kurz gewählt werden (nicht unter 30 Minuten), da es ansonsten zu einer massiven Angststeigerung kommen kann (Reaktionsverhinderung).


Vorhergehender Fachbegriff im Lexikon:

Nächster Fachbegriff im Lexikon:

Psychology48.com

Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.

Psychologielexikon
Psychologie studieren

Modernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.