In fester Form und geregelter Folge ablaufende Verhaltensweise, die eine bestimmte Bedeutung haben sollen, nennt man Rituale. Der Ausdruck wurde ursprünglich meist für religiöse Übungen verwendet: eine katholische Messe verläuft nach einem bestimmten Ritual, ebenso ein chinesisches Begräbnis. In der Psychologie gewann «Ritual» einige neue Inhalte; so spricht man in der Verhaltensforschung an Tieren von Ritualen, wenn eine Folge von Verhaltensweisen ihren ursprünglichen Sinn gegen einen neuen vertauscht, der eine Mitteilung (Kommunikation) an Artgenossen enthält. Drohende Hirsche entblößen zum Beispiel ihre Zähne; dieses Ritual ist nur dann zu verstehen, wenn man davon ausgeht, daß ihre stammesgeschichtlichen Vorfahren tatsächlich mächtige Eckzähne hatten, mit denen sie zubissen. Auch die gleichförmig wiederholten Verhaltensweisen bei Kranken mit Zwangsneurose werden Rituale genannt.
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