eine feierliche Handlung, deren Ablauf durch Traditionen genau geregelt ist, und die insgesamt einen bestimmten Vorgang heiligen soll. Zu jeder entwickelten Religion gehören außer der Glaubenslehre auch Rituale, die die Gemeinde zur Feierlichkeit einstimmen und die Gefühle der Einzelnen zu einem gemeinsamen Erleben zusammenschließen sollen. Solche Zeremonien gelten wichtigen Naturvorgängen, den Etappen des Jahresablaufes (z. B. als Frühlings-und Sonnenwend-Feste), und hervorragenden Abschnitten im Altersablauf wie Geburt, Geschlechtsreife, Hochzeit und Tod. Rituale waren einmal Beschwörungen der Dämonen, von denen sich die Menschen bedroht fühlten. Sie sind im Grunde Beschwörungen jener Kräfte geblieben, die der Mensch nicht vollkommen beherrschen und oft nicht ganz begreifen kann. Sie sollen das herbeizaubern, was man sich wünscht, und das abwehren, was man fürchtet. Sie sind ein Teil der Magie, mit deren Hilfe der Mensch seine seelische Einstellung ändert. Dazu verhelfen ihm die festgelegten Formen des Ritus und die Einordnung in eine Kult-Gemeinde. Im Rahmen eines Rituals sind oft Handlungen und Gefühlsausbrüche erlaubt, die sonst nicht stattfinden dürfen. Sie werden durch die rituellen Formen und die Beziehung zum festgelegten Anlaß wie endlich durch die Gemeinschaft von vornherein eingeschränkt. Da jeder Ritus im Grunde religiös ist, gelten sie hier als Dienst an der Gottheit, sind also »sanktioniert«. Diese Heiligung strömt noch auf all die Rituale aus, die sich von einer Religion im engeren Sinne längst gelöst haben, etwa einem weltlichen Führer oder gar einer privaten Feier gelten. Es ist die Wiederholung einer eingeübten Zeremonie und die Einstimmung auf feierliche Gefühle, was dem Ritual seinen Wert als gefühlsmäßige Sicherung verleiht.
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