Attributionsdilemma, kausales Schema, um im Schnellverfahren einen Zusammenhang zwischen Ursachen und Effekten zu stiften. Demnach kann ein Effekt von zwei Ursachen herbeigeführt werden. Jede Ursache für sich reicht aus, um den Effekt hervorzurufen. Die Ursachen können aber auch in Kombination auftreten. Ein gegebener Effekt kann sowohl mit der einen als auch mit der anderen Ursache erklärt werden. Ein Beispiel: Hilfeleistung in einer bürokratischen Organisation, die von einer Person mit niedrigerem oder von einer Person mit höherem Status gegenüber dem Hilfeempfänger geleistet wird. Bei höherem Status des Hilfegebers liegt es nahe, die Hilfeleistung auf die Hilfsbereitschaft zurückzuführen, die allein als plausible Ursache zur Verfügung steht. Bei niedrigem Status des Hilfegebers stehen hingegen zwei mögliche Ursachen zur Erklärung der Hilfeleistung zur Verfügung: Nachgiebigkeit des Hilfegebers gegenüber einer Person mit höherem Status oder aber Hilfsbereitschaft (Hilfeverhalten). Nachgiebigkeit und Hilfsbereitschaft können gleichermaßen die Handlung erklären, so daß das Schema multipler hinreichender Ursachen zur Anwendung kommen kann. Es umschreibt ein Attributionsdilemma, das in der Schwierigkeit besteht, eine eindeutige Ursachenzuschreibung durchzuführen. Dabei kommt es häufig zu einer Abwertung der Ursachen. Die Logik der Abwertung besteht darin, eine Ursache mit der anderen zu verrechnen. Das Abwertungsprinzip bringt diesen Urteilsvorgang zum Ausdruck (Attribution).
Literatur
Kelley, H. H. (1973). The process of causal attribution. American Psychologist, 28, 107-128.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.