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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Wachstum

Autor
Autor:
Werner Eberlein

1) Zentrales Konzept besonders in der Humanistischen Psychologie, das die Entwicklung von natürlichen Organismen in angemessener Umgebung als Modellvorstellung hat. Damit ist die Entfaltung inhärenter Strukturmöglichkeiten (Aktualisierung) eines Organismus bzw. Systems in Relation zu den Rand- oder Umgebungsbedingungen gemeint. Dies bedeutet auch eine flexible Anpassung an Veränderungen der Umgebung (wobei ”Umgebung” für Denk- und Fühlprozesse z.B. sowohl die Interaktionen anderer Menschen sein können als auch die Biochemie des Gehirns, etwa durch Drogenkonsum). Wachstum kann auch eine Transformation der Struktur im Sinne eines ”Phasenübergangs” (Emergenz) bedeuten, die im Laufe der Entwicklung oder durch größere Umweltveränderungen hervorgerufen wird. Insgesamt beinhaltet Wachstum somit das Goethesche ”stirb und werde!” – und nicht etwa ein ”immer größer” oder ”immer mehr”, wie von manchen Kritikern des Wachstum -Begriffs in der Humanistischen Psychologie unterstellt wird. 2) Neben der Fortpflanzung, dem Stoffwechsel und der Wahrnehmung das Grundmerkmal jeder organischen Entwicklung, das im entwicklungspsychologischen Kontext eher mit quantitativen Meß- und Zähloperationalisierungen in Verbindung gebracht wird. Als Quasi-Funktion des Alters werden die psychischen Veränderungen als Einheiten der Ordinate abgebildet; das Alter findet seine quantitative Entsprechung auf der Abszisse. Quantitative Veränderungen im psychophysischen Bereich sind durch zähl- und meßbare Veränderungen von Reaktionen, Leistungen, Funktionen, Bewußtseinsinhalten gekennzeichnet, was ihre Menge, Größe, Anzahl, Intensität, Dauer, Beschleunigung usw. betrifft. Aus der Darstellung der unmittelbaren Überführung von Daten in eine graphische Entwicklungskurve lassen sich Regeln für die Aufeinanderfolge von Entwicklungsereignissen ablesen. Von der Art der Datenauswertung ist das Urteil über die Angemessenheit der Widerspiegelung der Ontogenese zu trennen: Beispielsweise erhält man einen kontinuierlichen Kurvenverlauf über die Durchschnittswerte von Querschnittserhebungen (Querschnittstrategie) bezüglich Körperlänge und Gewicht von Jugendlichen; allerdings tritt bei dieser Kurve die typische Form des Wachstumsschubs der Pubertät nicht zum Vorschein; erst die längsschnittlichen Daten in Gestalt der jährlichen Zuwachsrate – erhoben über Differenzwerte – sind geeignet, alterstypische Änderungen sichtbar zu machen (Längsschnittstrategie). Ziel wissenschaftlicher Darstellung von Wachstum bleibt die "Metrik der Qualität".


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