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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Anpassung

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

an die jeweiligen natürlichen Umweltverhältnisse im Prozeß der Auslese ist nach Darwin die wichtigste Voraussetzung zur Erhaltung der Art. Diese Anpassung bestimmt auch die Instinkte, die das Verhalten gleichsam automatisch steuern. Der Mensch kann sich in den verschiedensten Umwelten behaupten. Sein Verstand erlaubte ihm, die Umwelt so weit zu ändern, daß er heute in den Großstädten eine nahezu völlig künstliche Umwelt geschaffen hat. Für seine Kulturleistung ist er jedoch von der Zusammenarbeit in großen Gemeinschaften abhängig. Die Umwelt, der er sich deshalb anpassen muß, ist die Gesellschaft, in der er lebt. Das kann bis zur völligen Aufgabe der eigenen Persönlichkeit führen. Der vollkommen angepaßte Mensch ist zugleich überangepaßt. Die Gesellschaft braucht immer Menschen, die sich nicht der Norm fügen, sich nicht mit einem Durchschnitts-Verhalten begnügen. Auf der anderen Seite macht es jede Gemeinschaft denen, die anders sind, schwer, so daß nur die stärksten Außenseiter sich durchsetzen können. Man hat der Psychoanalyse und ähnlichen Formen der Psychotherapie vorgeworfen, daß sie zur kritiklosen Anpassung ihrer Patienten an die jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen beitragen. Tatsächlich sollen sie dazu befähigen, die Realität zu erkennen, zu der auch die wirklichen Verhältnisse der mitmenschlichen Umwelt gehören. Nur wenn man diese Kräfte richtig einschätzt, kann man ihnen die eigene Kraft angemessen entgegensetzen und Veränderungen bewirken. Die größtmögliche Freiheit erreichen Menschen, die zur Anpassung fähig sind, wenn sie unvermeidlich oder ratsam sein mag, die aber nicht immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen, sondern sich oft um die beste Lösung bemühen. Der Mensch, der sich unter keinen Umständen anpassen kann, ist an seinen Erfahrungen mit den Mitmenschen erkrankt. Die Anpassung oder Sozialisation beginnt beim kleinen Kinde in der Familie. Sie wird fortgesetzt durch Mitschüler, Nachbarn, Berufskollegen und durch den Einfluß der geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze, die eine Gesellschaft beherrschen. Der wichtigste Teil dieser Moral ist bereits durch die Eltern gelehrt worden. Ihre Autorität und ihr Beispiel sind verinnerlicht worden. Mit dem Gewissen oder Über-Ich entsteht in der eigenen Seele eine soziale Instanz.

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