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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Weber

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Ernst Heinrich, 1795–1878, Professor für Anatomie (1821–1871) und Physiologie (1840–1866) in Leipzig, Begründer einer auf exakten Wahrnehmungsversuchen gestützten Sinnesphysiologie und Wegbereiter der Psychophysik. Hauptwerke: "De pulsu, resorptione, auditu et tactu" (1934) und "Der Tastsinn und das Gemeingefühl” (1846). Am bekanntesten sind seine Versuche zur Gewichtswahrnehmung, in denen er den Unterschied von zwei auf den Handrücken gelegten Gewichten variierte und so die Differenz bestimmte, bei der beide Gewichte noch als eben merklich verschieden erschienen. Dabei zeigte sich, daß der eben merkliche Unterschied (A1) in einem konstanten Verhältnis zur Größe des Bezugsreizes (I) steht: AI/1 = k (Webersches Gesetz). Diese Untersuchungen bilden den Ausgangspunkt für G.T. Fechners Psychophysik. Ähnlich untersuchte Weber die taktile Raumwahrnehmung, indem er den Abstand von Zirkelspitzen (Weberscher Tastzirkel) auf der Haut bestimmte, bei dem beide Reizpunkte gerade noch getrennt erschienen. Hierbei fand er beträchtliche Unterschiede: Für Zungenspitze, Fingerkuppen und Lippen ist die Raumschwelle am feinsten (1-3 mm), am gröbsten für den Rücken, Oberschenkel und Oberarm (50- 100 mm). Zur klinischen Hörprüfung ist als Weberscher Versuch ein Verfahren bekannt, bei der eine schwingende Stimmgabel auf die Schädelmitte aufgesetzt wird: Bei Innenohr-Schwerhörigkeit wird der Ton auf der gesunden Seite lauter gehört, bei Mittelohr-Schwerhörigkeit auf der erkrankten Seite. Beim Weberschen Drei-Schalen-Versuch (mit kaltem, lauwarmem oder warmem Wasser gefüllte Schalen) taucht man eine Hand ins kalte, die andere ins warme, dann beide Hände ins lauwarme Wasser; der aus dem kalten Wasser kommenden Hand erscheint das lauwarme Wasser als warm, der anderen Hand dagegen als kalt. Außerdem erscheint ein Gegenstand, wenn er kalt ist, schwerer, als wenn er warm ist (Webersche Täuschung). Kältereize erregen in gewissem Umfang auch die Druckrezeptoren und signalisieren so eine scheinbare Zunahme des Gewichts.

Literatur

Ludwig, C. (1878). Rede zum Gedächtnis an Ernst Heinrich Weber. Velt, Leipzig.

Wade, N. (1995). Psychologists in word and image (S. 42-43). MIT Press, Cambridge, MA.


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