Big Five Persönlichkeitsfaktoren, ein Ansatz zur umfassenden Beschreibung der menschlichen Persönlichkeit. Diese fünf Faktoren sind das Resultat jahrzehntelanger Persönlichkeitsforschung und gelten als die empirisch mit am besten nachgewiesenen Persönlichkeitsmerkmale (Differentielle Psychologie). Zentral für diesen Forschungsansatz ist die sog. "lexikalische Hypothese", die besagt, daß alle wichtigen Aspekte der menschlichen Persönlichkeit ihren Niederschlag in Eigenschaftswörtern einer Sprache finden. Grundlage zur Erforschung der Persönlichkeit waren daher im Rahmen dieses Ansatzes sämtliche Eigenschaftswörter, die in Lexika (z.B. deutschen oder amerikanischen) zu finden sind. Diese wurden zunächst zu einer Menge zusammengefaßt, die zur Selbst- und Fremdbeschreibung von Personen in Untersuchungen vorgegeben wurden. Die Ergebnisse solcher Einschätzungen wurden dann i.d.R. unter Verwendung der Faktorenanalyse analysiert. Mit Hilfe dieser Methode konnten Mengen von Eigenschaftswörtern identifiziert werden, die gleiche Persönlichkeitsfaktoren erfassen. Die Anzahl an bedeutenden Faktoren zur Beschreibung der Persönlichkeit betrug in sehr vielen Untersuchungen fünf, daher die Bezeichnung "Big Five"- Persönlichkeitsfaktoren.
Die Big Five wurden wie folgt benannt (in Klammern jeweils eine sehr knappe Umschreibung):
1) Neurotizismus (Neigung zu emotionaler Labilität, Ängstlichkeit und Traurigkeit),
2) Extraversion (Neigung zur Geselligkeit und zum Optimismus; Gegenpol: Introversion als Neigung zur Zurückhaltung),
3) Offenheit für Erfahrung (Neigung zur Wißbegierde, Interesse an neuen Erfahrungen),
4) Verträglichkeit (Neigung zum Altruismus, zur Kooperation und Nachgiebigkeit) und
5) Gewissenhaftigkeit (Neigung zur Disziplin, zu hoher Leistungsbereitschaft Leistung, zur Zuverlässigkeit).
Alternative Modelle der Persönlichkeit unterscheiden sich von den Big Five sowohl in Anzahl als auch Benennung der Faktoren. Häufig lassen sich die Big Five jedoch auch in anderen Persönlichkeitsmodellen wiederfinden (z.B. Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit als Aspekte von Psychotizismus in der Theorie von H. J. Eysenck). Die Big Five stellen eine Art "Konsens" in der Persönlichkeitsforschung dar, der einerseits eine Zwischenbilanz und andererseits den Ausgangspunkt zukünftiger Forschung darstellt.
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