biopsychosoziales Krankheitsmodell, Ende der 70er Jahre von einem führenden amerikanischen Medizintheoretiker (G. L. Engel) geprägter Begriff. Danach sind biologische, psychologische und soziale Faktoren für sich genommen und in ihren komplexen Wechselwirkungen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten zu berücksichtigen. Insbesondere für die Erforschung und auch Diagnostik und Therapie chronischer Erkrankungen (z.B. Rückenschmerzen, chronische) reicht das traditionelle, rein biomedizinisch orientierte Krankheitsverständnis (das "klassische medizinische Krankheitsmodell") mit seiner dichotomen Betrachtung nicht mehr aus: Chronische Krankheiten lassen sich nicht auf einen somatogenen oder psychogenen Kern oder eine bloße Addition somatischer und psychischer Faktoren reduzieren. Die wissenschaftlichen Wurzeln des biopsychosozialen Krankheitsverständnisses gehen weit über die traditionelle Psychosomatik hinaus und stammen vorwiegend aus den Fachrichtungen Psychologie, Psychophysiologie, Neuropsychologie, Psychoneuroimmunologie, Medizinsoziologie und Psychiatrie.
Literatur
Engel, G.L. 1977. The need for a new model: a challenge for biomedicine. Science 196, pp.129-137.
Das freie Lexikon der Psychologie. Fundierte Informationen zu allen Fachgebieten der Psychologie, für Wissenschaftler, Studenten, Praktiker & alle Interessierten. Professionell dargeboten und kostenlos zugängig.
PsychologielexikonModernes Studium der Psychologie sollte allen zugängig gemacht werden.