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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Doppelmoral

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

In den meisten patriarchalischen, von Männern bestimmten Gesellschaften (und das sind trotz formeller Gleichberechtigung auch die europäisch-amerikanischen Zivilisationen geblieben) übliche zweifache und geschlechtsspezifische Moral, nach der den Männern größere sexuelle Freiheit zugestanden wird als den Frauen. Extremfälle der Doppelmoral liegen in manchen mohammedanischen Ländern vor, wo jeder Mann mehrere Frauen haben kann, während die Frau zu strikter vorehelicher Keuschheit verpflichtet ist und unter Umständen durch eine schmerzhafte körperliche Operation (Vernähung der Schamlippen) zum völligen Verzicht auf sexuelle Befriedigung gezwungen wird. Die Doppelmoral wird entweder religiös oder auch «biologisch» gerechtfertigt, indem man zum Beispiel ein Naturgesetz unterstellt, wonach die Sexualität für Frauen eine weit größere Gefühlsbedeutung habe als für Männer. Aus der überlieferten Doppelmoral hat sich in den letzten Jahren eine neue Form entwickelt, bei der auch Frauen voreheliche sexuelle Kontakte haben dürfen, wenn sie nur verliebt oder verlobt sind, während die «reine» Sexualität ohne Bindung nach wie vor männliches Vorrecht bleibt. Die Wurzeln der Doppelmoral sind wahrscheinlich in der Entwicklung einer besitzorientierten Gesellschaftsordnung zu suchen, in der die Verfügung über die weibliche Fruchtbarkeit wegen der erbrechtlichen Folgen einer Geburt besondere Bedeutung erhielt.

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