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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Einweihung

Autor
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Werner Eberlein

die Aufnahme in eine neue Gemeinschaft, die meist auch ein neues Wissen verspricht, immer aber einen neuen Status verschafft. Die Initiation ist fast immer an einen besonderen Ritus gebunden. Zu den Einweihungsriten gehören meist Mutproben, eine zeitweise strenge Isolierung von der gewohnten Umwelt und ein Zwang zu bedingungslosem Gehorsam, der auch die Bereitschaft einschließt, Mißhandlungen klaglos zu ertragen. Die Unterwerfung soll deutlich machen, daß der Kandidat vor der Einweihung wertlos war, und betonen, wie schwierig es ist, den neuen Status zu erlangen, der eben nur Auserwählten zuteil wird. Besonders bedeutsam waren die Einweihungsriten, die das Ende der Kindheit und den Übergang in die Mündigkeit der Erwachsenen bezeichnet und gefördert haben. Sie sollten die Lösung des Kindes von seiner Elternfamilie erleichtern. Vor allem die Knaben sollten sich so besser von den Schürzenbändeln der Mutter befreien können. Die Aufnahme in Männerbünde sollte nach der Passivität des Knabenalters die Erziehung zur Aktivität und zur männlichen Aggressivität vollenden. Einweihungsriten für Mädchen hatten enger mit ihren Geschlechtsfunktionen zu tun und wurden oft auf einen Zeitpunkt kurz vor der Heirat verschoben. Abgeschwächte Formen der Einweihungsriten nach der Pubertät haben sich noch in der Konfirmation oder Jugendweihe erhalten. Die grausamen Züge der Einweihung sind heute leichter bei einer scherzhaft umkleideten Sitte wie der »Äquatortaufe« zu erkennen. Sie zeigen sich aber auch bei der Aufnahme in besondere Gruppen, die sich als Elite verstehen, so bei der Aufnahme in manche Studenten-Korporationen, Mönchsorden, Banden und Geheimgesellschaften.

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