ein von Karl Philipp Moritz (1756-1793), der unter dem Titel "Magazin zur Erfahrungsseelenkunde" von 1783 bis 1793 die erste psychologische Fachzeitschrift herausgab, geprägter Begriff. Inhalt der Zeitschrift waren Erfahrungsberichte aus dem Alltagsleben, Fallgeschichten aus der Psychopathologie und der Kriminalistik, sprachpsychologische Untersuchungen und Ansätze psychologischer Theoriebildung. Mit dieser Sammlung wollte Moritz "Fakta und kein moralisches Geschwätz" liefern, um einen Beitrag zur Selbstaufklärung des Menschen zu leisten und gleichzeitig die Grundlage für eine eigenständige psychologische Wissenschaft zu schaffen.
Ausgangspunkt für die psychologische Theoriebildung sollte nach Moritz die genaue (Selbst-) Beobachtung und Beschreibung des gewöhnlichen Alltagslebens, insbesondere der Handlungen und Empfindungen der einzelnen Akteure sein. Über diese "Fakta" wollte er mit seinen Lesern ins Gespräch kommen und sie an der Datensammlung beteiligen. Damit begründete er ein dialogisches Prinzip psychologischer Erfahrungsbildung, bei der nicht Experten den Laien gegenüberstehen, sondern jedermann Experte seines Erfahrungsbereiches ist.
Aufgrund seiner Analysen im "Magazin" und in seinem autobiographischen Roman "Anton Reiser" kann Moritz heute als ein Vorläufer tiefenpsychologischen Denkens (Psychoanalyse) angesehen werden, der auf die Bedeutung früher Kindheitserlebnisse verwiesen, Träume analysiert (Traum) und Verdrängungs- und Kompensationsphänomene beschrieben hat.
Literatur
Moritz, K. P. (1986). Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (10 Bände). Neu verlegt bei Franz Greno, Nördlingen (1986).
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