eine der wichtigsten Formen zwischenmenschlicher Verständigung. Ein wirkliches Gespräch ist etwas anderes als eine bloße Plauderei oder Unterhaltung über allgemeine Themen. Es muß schon persönliche Belange berühren. Anders als eine Debatte oder Diskussion dient es nicht der Abgrenzung, sondern soll die Gesprächspartner zueinander führen. Anders als eine Rede oder ein Interview soll es nicht nur die Auffassungen des einen oder die Meinungen des anderen herausstellen; es setzt die Freiheit der Äußerung geradeso voraus wie die Bereitschaft, hinzuhören und mitzudenken oder mitzufühlen. In unserer Zeit scheint die Fähigkeit zum Gespräch abzunehmen. Einerseits fürchtet man sich, zuviel Eigenes preiszugeben und sich bloßzustellen; andererseits ist man so mit sich selbst beschäftigt, daß man für die Bedürfnisse eines anderen keine Kraft mehr aufbringt. Das Leben rund um uns herum scheint zu vielfältig und zu anstrengend geworden zu sein, als daß wir noch die Muße zum Gespräch finden. Dauerhafte persönliche Beziehungen wie in der Ehe oder in der Familie sind heute nicht zuletzt deshalb gefährdet, weil man miteinander nicht mehr reden kann. Was dies sogar für die intimen sexuellen Beziehungen bedeutet, haben Filme wie Ingmar Bergmans »Schweigen« oder Bertoluccis »Der letzte Tango in Paris« bewußt gemacht: beide zeigten, daß die »Freiheit« des körperlichen Ausdrucks der Sexualität zum Teil mit einer Unfreiheit der personalen Verständigung (im Gespräch) erkauft worden ist.
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