bei einem Geburtstermin vor Abschluß der 37. Schwangerschaftswoche so genannte Kinder. Besondere Risikofaktoren für Frühgeburten (5-10%) sind ein geringes bzw. hohes Alter der Mutter (35 Jahre), Mehrlingsschwangerschaften, Erkrankungen der Mutter (z.B. Anämie, Infektionen, Anomalien der Gebärorgane) oder des Kindes (Infektionen, Fehlbildungen), Schwangerschaftskomplikationen (z.B. vorzeitige Wehentätigkeit), psychosoziale Belastungen (z.B. beruflicher Streß, Partnerschaftsprobleme) und Alkohol-, Nikotin- und Drogenmißbrauch (Sucht). Die Lebensfähigkeitsgrenze liegt in Einzelfällen bei der 22. SSW. Bei Frühgeborenen mit einem Gewicht von unter 1500 gr treten nicht-kompensierbare Spätfolgen in Form von körperlichen und geistigen Behinderungen auf. Da viele Organe zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausreichend für ein extrauterines Leben entwickelt sind, werden Frühgeborene im Brutkasten (Inkubator) gewärmt, künstlich beatmet und ernährt, ihre Vitalfunktionen (Puls, Blutdruck, Körpertemperatur) mit Monitoren überwacht. Diese Art der Klinikbetreuung stellt für die Eltern wegen der ständigen Angst vor lebensbedrohlichen Komplikationen (Gehirnblutungen, Infektionen) und der durch Schläuche an Nase, Mund und Haut und Apparate eingeschränkten Möglichkeiten zu Haut- und Körperkontakt sowie zu verbaler Stimulation und emotionaler Zuwendung eine extreme Belastung dar. Dadurch und wegen des äußerlichen Erscheinungsbildes der Frühgeborenen (greisenhafte Gesichtszüge, dünne, gerötete Haut, fehlendes Unterhautfettgewebe, Lanugobehaarung) wird der Aufbau einer frühen Eltern-Kind-Bindung (Bindung) erheblich erschwert. Mütter von Frühgeborenen leiden zudem häufig unter dem Gefühl, unfähig zu sein, eine Schwangerschaft bis zu Ende auszutragen und bedürfen vielfach einer entsprechenden psychologischen Unterstützung. Eine Alternative zur intensivmedizinischen Betreuung Frühgeborener stellt die Känguruh-Methode dar.
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