Begriff mit undifferenzierter Unterstellung, daß jeder Drogenkonsum Mißbrauch sei. Schon bei der engen oder weiten Auslegung des Suchtbegriffs (Sucht) ist die Bedeutung der Sprache für die fachliche Orientierung in diesem Bereich deutlich geworden. Die Begrifflichkeit zur Suchtproblematik ist immer noch Veränderungen ausgesetzt: Da wird wahlweise von Gebrauch oder Konsum, von Gefährdung oder Gewöhnung, von Mißbrauch, Bindung oder Abhängigkeit, von Behandlungsbedürftigkeit oder Sucht gesprochen. Die sprachlichen Verabredungen haben natürlich auch Folgen - für die Einschätzung des Problems und für den Umgang damit. Besonders auffällig ist das aus dem Holländischen übernommene Wort des "Drogengebrauchs" und der "Drogengebraucher", was im Deutschen im Vergleich zu dem tradierten Begriff des Drogenkonsums eher sperrig klingt. Es wird aber, gewissermaßen als Kampfbegriff, gegen die andere Variante, den "Drogenmißbrauch" benutzt. Die Absicht ist erkennbar: Der undifferenzierten Unterstellung, daß jeder Drogenkonsum Mißbrauch sei, soll (leider ebenfalls undifferenziert) entgegengesetzt werden, daß jeder Konsum zunächst Gebrauch sei. Außerhalb dieser doch eher ideologisch motivierten Wortklaubereien hält sich aber in der Fachdiskussion immer noch der neutrale Begriff "Drogenkonsum". Am Rande interessant ist allenfalls, daß in den Niederlanden für Drogenabhängigkeit nach wie vor das Wort "Versklavung" verwendet wird.
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