von Dollard et al. (1939) in Anlehnung an Freud formulierte Hypothese, derzufolge Aggression immer ein Resultat von Frustration sei. Und: Je stärker die Frustration sei, desto intensiver die aggressive Reaktion. Diese sehr apodiktische Aussage hatte auf die Aggressionsforschung zwar großen Einfluß, konnte aber so nicht aufrechterhalten werden. Auf eine Frustration folgt nicht notwendigerweise eine Aggression, und Aggressionen sind nicht in jedem Fall Resultate von Frustrationen (Frustrationstoleranz), so daß Miller die Hypothese schon zwei Jahre später weiterentwickelte: Jede Frustration stelle zwar einen Anreiz für eine Aggression dar, manche Frustration sei aber zu leicht, um aggressives Verhalten auszulösen. Da bei andauernder Frustration der Aggressionstrieb zunehme, sofern die Möglichkeit einer Abfuhr vereitelt wird, bestehe zwar noch ein Bezug zur analytischen Sichtweise, allerdings sei die Ursache aggressiven Verhaltens nicht länger in internalen Faktoren (Aggressionstrieb) zu sehen, sondern bestehe in hinreichend starken bzw. wiederholten Frustrationen als externalen Erfahrungen - in Anlehnung an die soziale Lerntheorie von Bandura, die davon ausgeht, daß Aggression, wie alle anderen komplexen Verhaltensweisen auch, erlernt wird.
Literatur
Dollard, J., Doob, L.W., Miller, N., Mowrer, O.H. & Sears, R.R. (1939). Frustration and aggression. New Haven: Yale University Press.
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