sollen das Zusammenbrechen eines Gleichgewichtszustandes zwischen Jugendlichen und Umwelt an bestimmten Stellen der ontogenetischen Entwicklung beschreiben, die folgende allgemeine Merkmale aufweisen: 1) diskontinuierliche Übergänge von einer Stufe zur nächsten, 2) abrupte Verhaltens- und Erlebensänderungen als Folge dieser Übergänge, die sich 3) auf einem neuen und höheren Entwicklungsniveau stabilisieren. Die folgenden theoretischen Erklärungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie von Darwin und ihres von der Rekapitulationsthese Haeckels vorgegebenen Interpretationsrahmens zu sehen: 1) Nach G. S. Hall kommt in der Adoleszenz die entwicklungsgesteuerte Rekapitulation der Stammesgeschichte an ihr Ende, d.h. an ihre neuen, über das phylogenetische Erbe hinausgehenden Entwicklungsmöglichkeiten; dieser Übergang ist an Krisen gebunden (Krise als universales Kriterium für Entwicklung). 2) A. Gesell findet parallel zu dem spiralförmig verlaufenden Entwicklungsprozedere Ruhe- und Krisenphasen der Adoleszenz; geht aber weniger von Analogien der Stammesgeschichte aus, sondern sammelt für altersgebundene Profile unzählige Entwicklungsdaten. 3) O. Kroh gilt als der deutsche Schöpfer einer ausgefeilten Stufentheorie der Adoleszenz, einer Konkretisierung des biogenentischen Ansatzes, in dem Entwicklung fortschreitet, wenn sich das ganzheitliche Gefüge in einem krisenhaften Durchgang auflöst, um sich dann auf qualitativ neuem Niveau wieder zu stabilisieren (was Kroh an den Trotzphasen durchspielt). 4) Nach S. und A. Freud ist die vom phylogenetischen Erbe bestimmte Vorpubertät in ihrem letzten "Entwicklungskampf" von primitiver und angeborener Feindschaft zwischen Ich und Trieb und Reaktionsformen der Askese bzw. Intellektualisierung gekennzeichnet.
Literatur
Ewert, O. (1983). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Stuttgart: Kohlhammer.
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