gelten als Risikogruppen für die Entwicklung einer kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankung. Die schwere körperliche und/oder seelische Erkrankung der Mutter oder/und des Vaters greift in vielfacher Weise in die Beziehung zwischen Eltern und Kind ein und kann die psychisch-soziale Entwicklung des Kindes erschweren bzw. nachhaltig beschädigen. Nach Schätzungen sind in Deutschland wie auch in anderen Ländern zwischen fünf und fünfzehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen einer solchen gravierenden Belastung einmal, mehrfach oder ständig ausgeliefert. Über die Beschäftigung mit Kindern sterbender Eltern fand die Thematik vereinzelt Eingang in die psychologische Forschung, ist aber bis heute forschungsmäßig unterbelichtet. Wie neuere Überblicksarbeiten feststellen, hängen die Auswirkungen elterlicher körperlicher und psychischer Erkrankungen auf Kinder (regressive Symptome wie Daumenlutschen oder Enuresis nocturna, Angstsymptome, Zwangsstörungen, Verwahrlosung und Drogenkonsum, Überanpassung bzw. "pathologische Unauffälligkeit") entscheidend von der Art der Erkrankung (akuter versus schleichender Beginn, kontinuierlicher versus rezidivierender Verlauf, gute versus schlechte Prognose) und dem Einfluß dieser Erkrankung auf die Beziehungsfähigkeit der Eltern zu ihrem Kind ab. Außerdem spielt eine wichtige Rolle, auf welchem kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklungsstand sich das Kind befindet und welche Schutzfaktoren vorhanden sind. Je nach Entwicklungsstand sind mehr oder weniger große Anpassungsleistungen des Kindes erforderlich und mehr oder weniger adäquate kindliche Reaktionen die Folge . Bislang liegen Ergebnisse aus Studien vor über Kinder krebskranker Eltern, von Dialysepatienten, von Eltern mit neurologischen Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie, Chorea Huntington), von Diabetikern, Koronarpatienten, von Eltern mit rheumatoider Arthritis, von Schmerzpatienten (Schmerz, chronische Schmerzen) und von körperlich behinderten und/oder verunglückten Eltern.
Literatur
Riedesser, P., Fischer, G. & Schulte-Markwort, M. (1998). Psychische Traumatisierung im Jugendalter - entwicklungspathologische und klinische Aspekte. In U. Lehmkuhl (Hrsg.), Sinnverlust und Kompensation (S. 153-163). München: Ernst Reinhardt.
Unterschiedliche Reaktionen von Kindern auf die Krankheiten der Eltern.
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