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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lachen

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Lachen kann eine zwanghafte, gleichsam automatische Reaktion auf das Kitzeln sein und löst ein stark ambivalentes Gefühl zwischen Lust und Unlust aus. Es äußert sich in stoßweisem Atem mit geöffnetem Mund, einem meckernden Geräusch, einer Veränderung des Gesichtsausdrucks, manchmal auch in einer Erschütterung des ganzen Oberkörpers und in Tränen. Es kann sich bis zum schmerzhaften Lachkrampf steigern, der kaum aufzuhalten ist, und sich bis zu einem stillen, »seligen« Lächeln mäßigen. Dem äußeren Lachen in seinen unterschiedlichen Formen entsprechen ebensoviele verschiedene Gefühle. So kann es Zufriedenheit ausdrücken, wie beim Säugling, dessen Hunger gestillt worden ist. Es mag das Zeichen einer Überlegenheit sein, ein Ausdruck des offenen Spottes oder der versteckten Ironie. Das laute, heftige Lachen ist meist die Antwort auf eine komische Situation oder einen Witz. Nach dem Witz löst sich im Lachen eine Spannung, die sich als unernst, als unnötig erweist. Das laute Lachen ist sehr ansteckend. Es wirkt wie ein Signal dafür, daß man sich gehen lassen darf. Deshalb wird es als befreiend empfunden. Aus dem gleichen Grunde kann es aber auch in Enttäuschung, ja in Beschämung umschlagen. Die Fähigkeit zum lauten Lachen nimmt im allgemeinen mit einem höheren Grade der Bildung ab. Die Fähigkeit zum Lächeln gilt dagegen als Zeichen abgeklärter Weisheit. Das Lachen als Reaktion auf Kitzeln gibt es auch beim Schimpansen; das Lachen und Lächeln als Ausdruck innerer Bewegung ist dem Menschen vorbehalten. Nur er ist infolge der einengenden Forderungen seiner Kultur auf die befreiende Wirkung des Lachens angewiesen. Wer nicht mehr lachen oder lächeln kann, ist in seinem seelischen Gleichgewicht ernstlich gefährdet.

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