eine gesteigerte Erwartung, in der gleichsam alle Kräfte bereitgestellt werden, um im gegebenen Augenblick einer Gefahr begegnen oder eine Leistung vollbringen zu können. Diese Einstellung ist mit einer gewissen Unempfindlichkeit für alle jene Reize verbunden, die nicht zur besonderen Erwartung gehören. Umso schärfer wird wahrgenommen, was die Situation kennzeichnet, auf die man sich vorbereitet. In der Spannung erlebt man also einen Teilbereich viel intensiver, wird auch der zugehörigen eigenen Möglichkeiten stärker gewahr und ist zugleich vielen störenden Faktoren gegenüber abgeblendet. Deshalb wird Spannung auch künstlich gesucht, etwa mit den Mitteln der Kunst und des Unterhaltungswesens. Da sie aber eine Art Unlust enthält, führt sie auch zu einem Verlangen nach Frieden und Befriedigung. Die Anspannung kann nicht sehr lange aufrechterhalten werden. Die begleitende Vorlust geht in Enttäuschung über, wenn nicht die Gefahr so überwunden oder Leistung so erbracht worden ist, wie es die Erwartung anzukündigen schien. Dann bleibt eine Rest-Erwartung zurück, die eigentlich unberechtigt ist. Sie macht eine Entspannung unmöglich. Ständige Frustrationen dieser Art erschweren es aber auch, vor neuen Aufgaben alle Kräfte darauf zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang liegt die moderne Zeitkrankheit des Streß begründet. Das Muster einer Spannung, die zu höchster Lust ansteigt und sich in wunschloser Befriedigung löst, ist die hochgestaute sexuelle Begierde unmittelbar vor dem sexuellen Orgas führt
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