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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Lokomotion

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

1) Bewegungsmuster und -leistungen bei Ortsveränderung, beim Gehen bzw. Laufen. Die Art der Lokomotion hängt von der Geschwindigkeit der Fortbewegung ab: Menschen wechseln in der Regel bei einer Geschwindigkeit von ca. 8 km/Stunde vom Gehen zum Laufen. Als Ursache für diesen Wechsel der Gangart kommen Ökonomiekriterien in Frage. Die Abhängigkeit des Energieumsatzes von der Geschwindigkeit der Lokomotion ist verschieden für die unterschiedlichen Gangarten: Unterhalb der kritischen Geschwindigkeit, an der der Wechsel erfolgt, ist er für das Laufen eher größer als für das Gehen, oberhalb der kritischen Geschwindigkeit aber kleiner. In Abhängigkeit von einer kontinuierlichen Variation in der Geschwindigkeit der Fortbewegung lassen sich also qualitative Änderungen im Bewegungsmuster beobachten.

Bei der Lokomotion führt jedes Bein eine periodische Bewegung aus. Die Periode vom Aufsetzen der Ferse bis zum nächsten Aufsetzen wird durch Dauer und Schrittlänge charakterisiert. Sie wird unterteilt in die Stemmphase (der Fuß ist auf dem Boden) und die Schwingphase, die bei Erwachsenen ca. 60 % und 40 % der Zyklusdauer umfassen. Jede der Phasen kann wieder unterteilt werden, die Stemmphase an dem Punkt, an dem die Beugung des Kniegelenks in eine Streckung übergeht, die Schwingphase an dem entsprechenden Punkt. Die Streckung des Knies in der Schwingphase erfolgt durch passive Kräfte, ebenso die Beugung in der Stemmphase. Die Bewegungen der Beine gehen in der Regel mit koordinierten Bewegungen der Arme einher sowie mit periodischen Kippungen des Beckens (Psychomotorik).

Die Geschwindigkeit des Gehens wird erhöht, indem Schrittlänge und Schrittfrequenz vergrößert werden. Gleichzeitig verschiebt sich das Verhältnis der relativen Dauer von Stemm- und Schwingphase von 60 : 40 % auf 40 : 60 %, das für das Laufen charakteristisch ist, und die relative Dauer der Doppelstützphase (beide Füße auf Boden) wird kleiner. Die Variabilität der Zyklusdauern nimmt ab, wie es generell für Bewegungszeiten charakteristisch ist. Das grundlegende Bewegungsmuster bei der Lokomotion wird erzeugt, ohne daß dafür sensorische Rückmeldungen aus der Körperperipherie erforderlich wären. Für seine Modulation sind aber sensorische Informationen von ausschlaggebender Bedeutung, etwa beim Gehen auf einem unebenen Boden. Obwohl das Gehen ebenso wie das Stehen zunächst als eine elementare und vollständig automatisierte motorische Leistung erscheint, kann es doch durch gleichzeitige geistige Arbeit gestört werden. 2) in der Feldtheorie das konkrete Verhalten, das sich als eine Resultierende aus den anziehenden und abstoßenden Feldkräften, die auf das Individuum einwirken, "vektorpsychologisch" darstellen läßt.



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