Das Gefühl der Minderwertigkeit ist bewußt, der entsprechende Komplex unbewußt und nur durch besondere Methoden (Psychoanalyse) zu erschließen. Laut A. Adler, der diese Ausdrücke prägte, leidet schon das Kind darunter, daß es den Erwachsenen unterlegen ist, und entwickelt daraus ein kompensatorisches (ausgleichendes) Machtstreben, vor allem dann, wenn in derErziehung diese Gefühle nicht berücksichtigt werden. In einer von Wettbewerb geprägten Gesellschaft ist es in der Erziehung aber fast allgemein verbreitet, den «Schlechteren» in einer Leistung geringer einzuschätzen als den «Besseren», und auf diese Weise dem Kind, das in allem «schlechter» ist, ein tiefes Gefühl der Minderwertigkeit einzuflößen. Als Minderwertigkeitskomplex sind die damit verbundenen Vorstellungen und Reaktionsbildungen anzusprechen, darunter die Neigung, andere durch Kritik zu demütigen (Identifizierung mit dem Angreifer) und die eigene Geltung besonders zu unterstreichen.
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