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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Neurodermitis

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

auch: Atopische Dermatitis (im anglo-amerikanischen Sprachraum meist so genannt), bezeichnet eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, deren Beginn zumeist in der frühesten Kindheit liegt. Als sichtbare Veränderungen zeigen sich knötchenartige Verdickungen der Haut, eine insgesamt sehr trockene Haut, eine Vergröberung der Hautfelderung (=Lichenifikation) sowie Kratzspuren (= Exkoriationen). Das Erscheinungsbild variiert mit dem Alter der Betroffenen. Im Kindes- und Jugendalter sind vor allem die Beugen (Arm- und Kniebereich) und der Hals und Nacken betroffen (= Prädilektionsstellen). In Deutschland leidet ca. jedes 10. Kind, zumindestens zeitweise, an Neurodermitis.

Die Neurodermitis gehört zur atopischen Trias (neben Asthma und Rhinitis) und weist eine deutliche familiäre Häufung auf. Vererbt wird die Prädisposition der Haut, auf verschiedene Reize (z.B. physikalische Reize oder Allergene) überempfindlich zu reagieren. Die genaue Pathogenese ist bislang noch ungeklärt; diskutiert wird eine Überreaktion im humoralen und eine verminderte Reaktion im zellulären Immunsystem. Im Mittelpunkt der Erkrankung steht für die Betroffenen der quälende Juckreiz und das damit einhergehende exzessive Kratzbedürfnis. Psychosoziale Faktoren spielen dabei entgegen der häufig vermuteten äthiopathogenetischen Relevanz viel mehr bei der Aufrechterhaltung der Neurodermitis eine Rolle. Die Sichtbarkeit der Hauterscheinungen kann gerade im Jugendalter zu einer Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen führen (body image).

Die multifaktorielle Genese macht einen komplexen Behandlungsansatz erforderlich, der darauf abzielt, die Wahrnehmung für Juckreiz zu reduzieren, das Kratzen zu vermindern, die Therapiemitarbeit (bezogen auf das Eincremen) zu steigern und psychosoziale Belastungen zu vermindern. Umfassende verhaltensmedizinische Programme (Verhaltensmedizin) haben sich bei der Behandlung der Neurodermitis bewährt.

Literatur

Warschburger, P. (1996). Psychologie der atopischen Dermatitis im Kindes- und Jugendalter. München: Quintessenz.


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