Von S. Freud beobachtete Reaktion des Mädchens auf den körperlichen Geschlechtsunterschied: Es hält das Glied (lateinisch Penis) des Jungen für wertvoller als die eigenen Geschlechtsorgane und beneidet die Männer um diesen Vorzug (Ödipuskomplex). Daraus können sich später im günstigsten Fall der Wunsch, im Geschlechtsverkehr einen Penis zu «bekommen» und der Wunsch nach (männlichen) Kindern entwickeln, bei ungünstiger Entwicklung Neid, Eifersucht und Konkurrenzhaltung gegenüber Männern sowie das ständige Gefühl, den Männern gegenüber benachteiligt zu sein.
Diese Vorstellungen Freuds sind heftig kritisiert worden. Auffällig ist, daß sich Freud an der Anatomie orientiert hat, nicht an der Funktion (Leistung) der Geschlechtsorgane. Hier gäbe es auch beneidenswerte weibliche Vorzüge - Gebärfähigkeit, größere Sicherheit der sexuellen Potenz. Wahrscheinlich ist der Penisneid nicht durch körperliche Unterschiede bedingt, sondern vor allem durch die gesellschaftliche Bewertung dieser Unterschiede in einer von Männern beherrschten Gesellschaft. Andererseits kann aber eine Frau durch die Vorstellung, wegen ihres Geschlechts immer benachteiligt zu sein, ihre eigene Selbstverwirklichung blockieren: Sie versäumt es, über die Bindung an etwas nicht Veränderbares die realen Möglichkeiten einer Veränderung ihrer selbst und der Gesellschaft zu beachten.
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