diejenigen Erklärungsansätze, die das mit dem Alter parallel laufende Entwicklungsgeschehen periodisieren: Phasen, Perioden, Stufen, Übergänge, Niveaus, Plateaus. Die Lehrbücher der Entwicklungspsychologie enthalten einleitend meist eine mehr oder weniger ausführliche Kritik von Phasen-, Perioden- und Stufenkonzepten der Entwicklung, um dann um so akribischer der didaktischen Suggestion jedweder Einteilung der Ontogenie zu frönen. Die folgende Kritik am Stufenkonzept der Entwicklung bezieht sich auf jede Einteilung des humanen Entwicklungsprozedere:
1) Die Einteilungen stammen aus vorwissenschaftlichem Überzeugungswissen und entsprechen eher gedanklichen Konstruktionen denn auf Empirie basierender Induktion.
2) Phasen- bzw. Stufeneinteilungen lassen das Entwicklungsgeschehen innerhalb eines Abschnittes weitaus einheitlicher erscheinen, als es tatsächlich ist (die Regel scheint eher die Asynchronie individueller Verläufe zu sein).
3) Phasen- und Stufenlehren gehen von auffälligen Veränderungen aus und lösen diese aus dem weiteren Zusammenhang des Entwicklungsstroms.
4) Die unterstellte Diskontinuität der Entwicklung wird von wenigen Leitgesichtspunkten nahegelegt (z.B. ausschließlich "Moral-Entwicklung", "kognitive Entwicklung").
5) Interindividuelle Unterschiede sind bei Phasen/ Stufen negiert.
Auch die Altersgleichheit von Schülern als das Zusammenfassungskriterium für Klasseneinteilungen in den Schulen übersieht die interindividuellen Differenzen in den mitgebrachten Leistungs- und Lernvorausetzungen. Es bleibt: Das kognitive und emotionale Bedürfnis, die querschnittliche Betrachtungsweise unterschiedlich alter Menschen in naive Längsschnitte zu strukturieren, entspricht subjektiven Theorien.
Literatur
Höhn, E. (1972) Geschichte der Entwicklungspsychologie und ihrer wesentlichsten Ansätze. (21-45). In H. Thomae (Hrsg.), Entwicklungspsychologie. Handbuch der Psychologie in 12 Bänden. Göttingen: Hogrefe.
Trautner, H. M. (1991). Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. Bd.2: Theorien und Befunde. Göttingen: Hogrefe.
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