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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Suggestion

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

die Beeinflussung der Gefühle und Willensregungen im Wachzustand (zum Unterschied von der Hypnose). Man kann sich selbst etwas einreden, wie es der französische Arzt Emile Cou (t 1926) empfahl, indem er zum Gebrauch der Formel riet: »Es geht mir jeden Tag besser und besser.« Die Autosuggestion ist der Kern des Autogenen Trainings, das der deutsche Psychiater J. H. Schultz als Verfahren der Psychotherapie entwickelt hat. Der »tierische Magnetismus«, dem der österreichische Arzt Franz Anton Mesmer (t 1915) seine Heilerfolge zuschrieb, beruhte in Wahrheit auf der Kraft der Fremd-Suggestion. Die Kraft zur Beeinflussung anderer Menschen wird wesentlich gesteigert, wenn sie sich schon bei vielen als wirksam erwiesen hat. Sie ist am höchsten, wenn sie von einem Führer auf die Teilnehmer einer Masse überströmt. Stets werden unbewußt bereitliegende Gefühle und Bedürfnisse angesprochen, vor allem das Verlangen nach Führung, Geborgenheit, aber auch nach Befreiung von Hemmungen bis zum Rausch. Weder derjenige, von dem die Suggestion ausgeht, noch die, die ihr verfallen, müssen dabei erkennen, um welche Bedürfnisse es eigentlich geht. Die Kommunikation bleibt oft auf beiden Seiten unbewußt. Seit die Tiefenpsychologie die unbewußten Vorgänge einsichtig gemacht hat, ist es freilich auch möglich, absichtlich die schlummernden Gefühle zu wecken, deren unbemerkte Anregung die Handlung zur Folge hat, die man auslösen möchte. Das geschieht heute oft im Rahmen der politischen Propaganda und der kommerziellen Reklame (Werbung). Da wird etwa von einem glücklichen Familienleben geredet, und es wird in Bildern und Filmen dargestellt, aber in einem engen Zusammenhang mit einer bestimmten Kaffeemarke, bis die Suggestion eingesickert ist, dieser Kaffee bringe schon das eigentlich ersehnte Glück. Hier wie bei jeder anderen Form der Suggestion ist es wichtig, daß ihre Formeln sich ständig wiederholen. Jede einzelne Einrede mag nur ein Tropfen sein, der nicht viel bewirkt, aber »steter Tropfen höhlt den Stein«, und was immer wieder gesagt wird, muß endlich glaubhaft erscheinen.Zwischenmenschliche Einflußnahme, bei der gefühlsbetonte Vorstellungen ohne kritische Nachprüfung dem Partner «unterschoben» (lateinisch subgerere) und von diesem übernommen werden. Im Fall der Autosuggestion (ein Beispiel ist die Formel: «Es geht mir von Tag zu Tag immer besser und besser») übernimmt der Betroffene selbst dieses «Unterschieben» (autogenes Training). Durch Suggestion lassen sich viele körperliche und seelische Vorgänge eingreifender beeinflussen als durch bewußte Absicht, worauf sich die Behandlung seelischer und körperlicher Leiden mit Hilfe von Suggestion (Hypnose) stützt.

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