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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Pyromanie

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

»Feuersucht«, die Neigung zur Brandstiftung aus (unbewußt) sexuellen Motiven. Diese krankhafte Erscheinung weist auf die Bedeutung des Feuers als eines Symbols der Sexualität hin. Das Hochschießen der Feuerzungen erinnert unbewußt an Penis, Erektion und Ejakulation; die Temperatur des Feuers vertritt die Wärme der Liebe und die wilde Glut der Leidenschaft. Die Zähmung des Feuers durch den Menschen begann vermutlich damit, daß man Brände zu erhalten lernte, ehe man sie selbst entfachen konnte. Gewiße Züge der Mythen, die sich an das Feuer geknüpft haben, lassen vermuten, daß der Mann es als einen Rivalen ansah, mit dem er in eine Art homosexuellen Wettkampf trat, indem er das Feuer mit seinem Harnstrahl zu löschen versuchte. Die Erhaltung des Feuers setzte also einen Triebverzicht voraus. Zu Hütern des Feuers wurden Frauen bestellt, die mit dem Harn nicht zielen können und zu einem solchen »Kampf« nicht versucht sind. Männer, in deren Entwicklung die Harn-Erotik eine besondere Rolle ge spielt hat, zeichnen sich auffallend häufig durch einen »brennenden« Ehrgeiz aus. So begegnen sich die Tendenzen, die hinter der Pyromanie stehen, mit denen, die zur Urolagnie (Harnwollust) führen können. Freud, der auch die sexuellen, speziell die phallischen Motive der Sage vom Feuerbringer Prometheus untersuchte, wies auf die merkwürdige Tatsache hin, daß der Überlieferung nach der ruhmsüchtige Herostrat den Tempel der Artemis zu Ephesus in der gleichen Nacht in Brand steckte, in der Alexander der Große geboren wurde, als sollte vom Schicksal selbst der Zusammenhang zwischen Feuer und Ehrgeiz bestätigt werden.

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