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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Risikokommunikation

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

der Austausch von Informationen über Risiken, die Kommunikation über Gefährdungen. Zweck der Risikokommunikation ist die Identifizierung und Diskussion von unbekannten, kontroversen oder unklaren Risikoaspekten (z.B. Genforschung), Einstellungs- und Wissensänderungen (z.B. BSE, AIDS), Verhaltensänderungen (z.B. Rauchen), gesellschaftliche Bewußtseinsschaffung (z.B. Umweltschutz), Präventionsbereitschaft (z.B. Impfungen) und Vorbereitung auf Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche). Beispiele für die Verständigung in risikoreichen Situationen bzw. in "Hochrisko-Umgebung" (high-risk-environment) sind die Kommunikation zwischen Ärzten im Operationssaal, zwischen Besatzungsmitgliedern eines Flugzeugs und dem Kontrollturm oder zwischen Mitarbeitern in Atomkraftwerken (Risiko). Besondere Bedeutung hat die Zusammenarbeit in Gruppen: Mangelnder Teamgeist, streßbedingter Informationsstau oder auch sprachliche Unzulänglichkeiten führen zu Kommunikationsproblemen, Mißverständnissen und Fehlern mit mehr oder weniger schwerwiegenden Folgen. Probleme bereiten in der Cockpit-Sprache z.B. uneindeutige Begriffe oder Worte, die ähnlich klingen ("climb to five zero" und Climb two five zero"). Kahnemann und Tversky (1984) konnten zeigen, daß 44% der Befragten eine Krebstherapieform dann wählten, wenn sie mit 68% Überlebenswahrscheinlichkeit beschrieben wurde, gegenüber lediglich 18% der Befragten, die die Therapie auswählten, wenn sie mit 32% Todeswahrscheinlichkeit beschrieben wurde. Die Reaktion der Öffentlichkeit auf Risikokommunikation in den Medien macht dies deutlich. So stiegen aus vermeintlichen Sicherheitsgründen viele Reisende von der Bahn auf das Auto um, da sie – mediengeleitet – Sachschadenunfälle mit einem vorherigen Personenunglück assoziierten. Die Reisenden fühlten sich subjektiv in ihrem Auto im Straßenverkehr mehr in Kontrolle und sicherer, als bei der objektiv viel ungefährlicheren Bahnfahrt.

Literatur

Wiedemann, P. M. (1996). Risikokommunikation. In G. Wenninger & C. Graf Hoyos (Hrsg.), Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz. Heidelberg: Asanger.


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