von Patricia W. Linville 1985 formuliertes Konstrukt, das auf der Annahme beruht, daß das Selbst multimodal organisiert und als eine komplexe, kognitive Struktur zu verstehen sei, die dazu dient, die Fülle von Informationen, die eine Person über sich hat, zu verarbeiten und zu organisieren. Diese Struktur bestehe aus mehr oder weniger überlappenden Selbstaspekten, die sich auf verschiedene Eigenschaften (z.B. religiös), soziale Rollen (z.B. Schüler), körperliche Beschaffenheit (z.B. dick), Aktivitäten (z.B. Handball spielen), bestimmte Beziehungen (z.B. Freundin von ...) und Vorlieben (z.B. vegetarisch leben) beziehen. Selbstkomplexität ist definiert als die Anzahl von Selbstaspekten, die eine Person zur Organisation ihres selbstbezogenen Wissens verwendet, und als der Grad des Zusammenhangs oder Überlappens dieser Aspekte. Die größte Selbstkomplexität haben demnach Personen mit einer Vielzahl von Selbstaspekten, die völlig unabhängig voneinander sind. Selbstkomplexität kann die Funktion eines kognitiven Puffers haben, der extreme affektive Schwankungen und die belastenden Wirkungen von Streß (z.B. bikulturellen Streß) abmildert (Ambiguitätstoleranz).
Literatur
Linville, P. W. (1985). Self-complexity and affective extremity. Social Cognition, 3, 94-120.
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