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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Wissensmanagement

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

1) In einem weiten Sinne ein ganzes Bündel von menschlichen, technischen und organisationalen Aufgaben, Strategien, Verfahren, Techniken, Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Entwicklung, Strukturierung, Selektion, Speicherung, Aktualisierung, (Ver-)Teilung, Vermittlung und Bewertung von Wissen in den unterschiedlichsten Kontexten: Aus einer sozio-kulturellen Perspektive heraus ist Wissensmanagement eine langfristige gesellschaftliche Herausforderung mit politischen, sozialen, bildungsbezogenen und ethischen Implikationen. Aus einer sozialen und organisationstheoretischen Perspektive heraus stellt Wissensmanagement eine Methode in Organisationen dar, die auf dem Informationsmanagement aufbaut, über diese aber hinausgeht und mit dem Ziel der lernenden Organisation verknüpft ist. Aus einer psychologischen Perspektive heraus bezeichnet Wissensmanagement eine Art individuelle Meta-Kompetenz, die all diejenigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen umfaßt, die eine Bewältigung der bestehenden Informations- und Wissensfluten ermöglicht. Der Umgang mit komplexer Information und vernetztem Wissen unter Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird in einer Wissensgesellschaft wie der unsrigen immer mehr zu einer dringlichen Aufgabe für Individuen, Organisationen und die Gesellschaft gleichermaßen. 2) In einem engeren Sinne konzentriert sich Wissensmanagement auf Fragen des Umgangs mit Information und Wissen in wissensbasierten Unternehmen und umfaßt Konzepte und Instrumente für die Analyse, Bewahrung, Erweiterung und Optimierung der organisationalen Wissensbasis einschließlich Verfahren zur betriebswirtschaftlichen Bewertung des intellektuellen Kapitals. Eine effizient funktionierende technische Infrastruktur sowie organisatorische Strukturen und Prozesse, die vor allem den Austausch und Transfer von Wissen fördern, gehören zu den notwendigen Bedingungen. Hinzukommen müssen lern- und kooperationsbereite Führungskräfte und Mitarbeiter (Kooperation) sowie eine sich entwickelnde ”Wissens- und Lernkultur” im Unternehmen. Der ”Faktor Mensch” rückt beim Wissensmanagement neben den Faktoren Organisation und Technik zunehmend in den Vordergrund und signalisiert die Notwendigkeit, Maßnahmen der Personalentwicklung und Weiterbildung mit Wissensmanagement als einem strategischen Konzept enger als bisher üblich zu verknüpfen.

Sowohl das Wissensmanagement in einem weiten als auch engeren Sinne stellt für Forschung und Lehre eine multidisziplinäre Aufgabe dar und erfordert zum einen Kooperationen zwischen Disziplinen wie Betriebswirtschaft, Informatik und (Pädagogischer) Psychologie als die ”tragenden Säulen” des Wissensmanagements und zum anderen den Einbezug der Expertise von weiteren Fächern wie Soziologie, Philosophie, Jura und Politologie.


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