angeborener auslösender Mechanismus, Abk. AAM, auch: angeborener Auslösemechanismus, angeborenes auslösendes Schema, entdeckt in der Ethologieforschung (Ethologie). Demnach reicht, wie v.a. K. Lorenz und N. Tinbergen feststellten, das behavioristische Lernprinzip "Probieren nach Versuch und Irrtum" und auswählen, was Entspannung bringt (also bekräftigend ist), nicht aus, um höhere Lernformen zu erklären. Sie fanden, daß neugeborene Tiere ein Suchverhalten zeigen, eine Appetenz haben und bestimmte Reize oder Reizkombinationen selektiv bevorzugen. Ein geschlüpftes Silbermöwenküken z.B. sperrt den Schnabel, wenn etwas Längliches und Gelbes mit einem roten Punkt darauf in seinem Gesichtsfeld erscheint. Das sind nun gerade die charakteristischen Schnabelmerkmale seiner Art und also auch die eines Muttertieres. AAM bezeichnet danach einen im Nervensystem über Vererbung verankerten Erkennungsmechanismus, der vor aller individuellen Erfahrung wirksam ist und der dem jungen Organismus vorschreibt, sich seiner Umwelt gegenüber selektiv zu verhalten. Von daher hat der AAM eine große evolutive Funktion (Lorenz, 1975). Sie wird verstärkt durch seine lernpsychologische Bedeutung. Lernvorgänge führen zur Differenzierung angeborener, umweltbezogener Erkennungsvorgänge: Wenn das fütternde Muttertier zusätzlich noch ein individuelles Merkmal hat, z.B. eine stark gebogene Schnabelspitze, dann wird dieses Merkmal in das Erkennungssystem gleichsam mit hineingenommen - es spezifiziert sich dabei; der Vorgang ist analog dem Erwerb einer Unterbegriffsbildung. Stirbt das Muttertier, dann geht die Spezifizierung wieder verloren. Der AAM wird wieder zur arterkennenden Instanz. Vergessensvorgänge können somit eine große adaptive Bedeutung haben. In einem allgemeineren Sinne handelt es sich um adaptive Erkennungsleistungen.
Literatur
Lorenz, K. (1975). Evolution des Verhaltens. Nova Acta Leopoldina No. 218, Bd. 42, pp. 271-291.
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