Arbeitsanalyse, psychologische, zielt darauf ab, in systematischer Form Informationen über die Tätigkeit eines arbeitenden Menschen zu erheben und zu bewerten. Im einzelnen geht es um die Analyse und Bewertung des Prozesses, der psychischen Struktur und Regulation menschlicher Arbeitstätigkeit im Zusammenhang mit ihren Bedingungen und Auswirkungen. Gegenstand der psychologischen Arbeitsanalyse ist somit die konkrete Arbeitstätigkeit als psychisch regulierte Tätigkeit (eines arbeitenden Menschen). Psychologische Arbeitsanalysen erlauben, Schwachstellen der Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation zu ermitteln, Qualifikations- und Eignungsanforderungen zu bestimmen, verschiedene Arbeitstätigkeiten miteinander zu vergleichen, Technikfolgen abzuschätzen sowie Vorschläge zu unterbreiten, wie sich die Gesundheit erhalten und die Persönlichkeitsentwicklung fördern lassen. Die psychologische Analyse und Bewertung von Arbeitstätigkeiten (einschließlich ihrer Bedingungen und Auswirkungen) ist für die meisten arbeits- und organisationspsychologischen Problemstellungen (Arbeits- und Organisationspsychologie) von zentraler Bedeutung und wesentliche Grundlage, um Gestaltungsvorschläge und Maßnahmen der Personalentwicklung erarbeiten zu können.
Im Unterschied etwa zu "klassischen" arbeitswissenschaftlichen oder informationswissenschaftlichen (Arbeits-) Analysen ist die psychologische Arbeitsanalyse ohne Beteiligung der Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze analysiert werden, nicht denkbar. Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich nicht nur in den Zielsetzungen, sondern auch im Vorgehen. Zum Einsatz kommen vor allem Befragungsmethoden (Befragungen der Arbeitenden), Beobachtungsmethoden, Analysen betrieblicher Daten und Dokumentenanalysen. Eine umfassende Information der Mitarbeiter über Ziel und Zweck einer Analyse, über das Vorgehen (z. B. auch Einsicht in alle Notizen und Protokollbögen) und die Rückmeldung der Ergebnisse ist (oder sollte) Kennzeichen jeder psychologischen Arbeitsanalyse sein.
Gerade wegen dieser grundlegenden Funktionen der psychologischen Arbeitsanalyse sind Verfahren zu verwenden, die wissenschaftlich und praktisch erprobt sowie öffentlich zugänglich sind und damit für alle Betroffenen transparent machen, welche Informationen erhoben werden. Die psychologische Arbeitsanalyse ist einerseits ein theoriegeleiteter Prozeß - erst die wissenschaftliche Fundierung erlaubt die begründete Auswahl von Analysegegenstand, Merkmalen und Erhebungsmethoden -, andererseits auch ein politischer Prozeß. Sie ist in betriebliche Rahmenbedingungen eingebettet, unterliegt u.a. arbeitsrechtlichen Einschränkungen (z. B. Genehmigung durch Unternehmensleitung und Betriebsrat) und stößt jeweils auf eine bestimmte Organisationskultur. Am Beginn einer Arbeitsanalyse sollte deshalb die Reflexion stehen, welche Ziele und wo diese Ziele verfolgt werden können - also nur in Organisationen, die die Bedeutung des "menschlichen Faktors" auch für die Wirtschaftlichkeit - erkannt haben.
Bei einer Vielzahl von Arbeitstätigkeiten ist der Einsatz eines universellen Analyseverfahrens nicht möglich. Deshalb gibt es eine Reihe verschiedener Instrumente und Verfahren, die erprobt sind, wissenschaftlichen Standards genügen und mit denen sich unterschiedliche Tätigkeitsklassen, Branchen, Personen oder Dimensionen analysieren lassen. Sie sind insbesondere gegenüber Analyseverfahren von Unternehmensberatungen und betrieblichen Selbstentwicklungen vorteilhaft, die häufig weder theoretisch noch methodisch fundiert und damit letztlich für keine Praxis geeignet sind (z.B. ATAA, AVAH, FAA, FSD, HAA, ISTA, JDS, KOMPASS).
Literatur
Dunckel, H. (Hrsg.). (1999). Handbuch psychologischer Arbeitsanalyseverfahren. Zürich: vdf Hochschulverlag.
Hacker, W. (1995). Arbeitstätigkeitsanalyse. Analyse und Bewertung psychophysischer Anforderungen. Heidelberg: Asanger.
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