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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Autoerotik

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

Der Lust am eigenen Selbst (griechisch autos = selbst) dienende erotische Betätigung. Typische autoerotische Verhaltensweisen sind Zungen- und Fingersaugen (orale Phase), Zurückhalten des Stuhls, um bei seiner Ausscheidung die Afterschleimhaut besonders zu reizen (anale Phase) und die Selbstbefriedigung durch Manipulation der Geschlechtsorgane. In der Entwicklung der Libido verkörpert die Autoerotik ein Stadium, in dem die einzelnen auf Reizung der verschiedenen erogenen Zonen gerichteten Triebteile (Partialtrie-be) anarchistisch nach Befriedigung suchen. Es gibt kein übergeordnetes Ziel oder Objekt der Libido; dieses stellt erst die Periode des Narzißmus her, in der das Selbst als erstes, ursprünglichstes Objekt der Libido erlebbar wird. Die Selbstliebe ist dann die Voraussetzung dafür, daß auch andere Menschen geliebt werden können. Eine leibfeindliche Erziehungstradition, welche autoerotische Betätigung verbietet und bestraft, erwartet auf diese Weise in der Regel, die «richtige», partnerbezogene, reife Sexualität zu fördern. Das Gegenteil tritt meistens ein. Ein Verbot der Selbstbefriedigung hat sicher noch keinen besseren Ehepartner produziert, ebensowenig wie die Kränkung des kindlichen Narzißmus oder des Narzißmus eines Erwachsenen geeignet ist, dessen Altruismus und Nächstenliebe zu steigern.

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