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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Begabung

Autor
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Werner Eberlein

ist die Summe der Fähigkeiten zur Leistung. Die geistigen, künstlerischen, praktischen oder sportlichen Möglichkeiten eines Menschen werden im wesentlichen mit ihm geboren. Die Vererbung von Begabungen zeigte sich am deutlichsten in Musiker-Familien wie Bach, Mozart, Strauß. Ihr Beispiel macht freilich auch klar, wie stark die Entwicklung einer Begabung von der Förderung durch die Umwelt und ihr Vorbild abhängt. Begabungen, die nie angereizt wurden, kommen auch nicht zum Ausdruck; sie verkümmern. Begabungen, denen sich zu große Widerstände entgegenstellen, werden geradezu unterdrückt. Andererseits mag selbst eine kleine Begabung, die ermuntert und geschult worden ist, zu einer großen Fähigkeit anwachsen. Viele Menschen entdecken erst relativ spät im Leben, vielleicht durch eine besondere Anforderung, vielleicht nur durch eine Gelegenheit, ihre spezielle Begabung. Theodor Fontane war fast sechzig, als er seine wahre Begabung als Dichter von Romanen zu entwickeln begann. Oft ist es die Muße, die Befreiung von den Härten des Lebenskampfes, die eine Begabung offenlegt.Die Gesamtheit der Fähigkeiten zum Vollzug kulturell geforderter Leistungen auf den verschiedensten Gebieten (zum Beispiel schulisches Lernen, Musik, Sport). Begabung ist umfassender als Intelligenz, doch werden beide Begriffe manchmal fast gleichbedeutend verwendet, da Intelligenz bei weitem die wichtigste Begabungsform in einer technischen Zivilisation darstellt. Die frühere Auffassung von Begabung als einer festen Größe ist heute umstritten. Genauere Forschung hat gezeigt, daß schon in recht frühen Jahren die Lernfähigkeit erweitert oder eingeengt werden kann. Begabung ist also nichts Vorgegebenes, das durch geeignete Auslesemaßnahmen ermittelt werden kann, sondern ein prozeßhaftes Geschehen, bei dem die Erbanlagen eine Veränderungsbreite abstecken. Sie kann gefördert werden, wobei man davon ausgehen darf, daß der Unterschied zwischen einer unterdurchschnittlichen und einer weit überdurchschnittlichen Begabung teils auf Erbeinflüssen, teils auf Umwelteinflüssen beruht, während bei dem Unterschied zwischen einer unterdurchschnittlichen und einer durchschnittlichen Begabung diese Kombination, aber auch eine einfache Folge ungünstiger Umwelteinflüsse im Fall der geringeren Begabung vorliegen kann. Das zeigt vor allem die Forschung an eineiigen, also erbgleichen Zwillingen (Zwillingsforschung).

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